2017-08-07

Benediktinerkloster Engelberg erwirbt sein ehemaliges Rebgut zurück

Drei Hektar Rebgut an bester Lage am Bielersee: Das Benediktinerkloster Engelberg kauft sich ein Teil jenes Rebguts zurück, dessen Besitzerin es von 1235 bis 1433 schon einmal war. Auf dem klösterlichen Rebgut erhält ein aufstrebender, junger Winzer aus der Region die Chance, mit den einheimischen Rebsorten Chasselas und Pinot Noir Weine von hoher Qualität zu produzieren.

Beat Burkhardt, Winzer, Pater Patrick Ledergerber, Kellermeister Kloster Engelberg, und Daniel Amstutz, Geschäftsführer Kloster Engelberg. Mit einem Klick auf das Bild gelangen Sie zum Beitrag in der Tagesschau vom 6. August 2017. (Bilder zVg)

Dass das Benediktinerkloster Engelberg ein von 1235 bis 1433 zu seinem Besitz gehörendes Weingut am Bielersee wieder käuflich erwerben kann, ist ein Glücksfall. Knapp drei Hektar umfasst der neue Grundbesitz, dessen Bezeichnung «Engelberg» heute noch ein Erbe der Engelberger Mönche ist. «Die fehlende Nachfolgeregelung des seit Jahrzehnten in Familienbesitz stehenden Rebgutes hat uns diese einmalige Chance des Wiedererwerbs eröffnet», erzählt Abt Christian Meyer und freut sich, «dass unsere intensiven Bemühungen um dieses Rebgut am Ende vom Erfolg gekrönt wurden und wir uns vor allem mit Blick auf das 900-jährige Bestehen unserer Klostergemeinschaft im Jahre 2020 ein vorzeitiges Geschenk gemacht haben.»

Chance für jungen Winzer
Das Rebgut am Bielersee ist knapp drei Hektar gross. Zwei Drittel wurden langfristig an den Winzer Beat Burkhardt vom Weingut Bielerhaus verpachtet, ein Drittel wird Burkhardt im Auftrag des Klosters bewirtschaften. Dass er etwas von seinem Handwerk versteht, hatte er schon öfters unter Beweis gestellt. So belegte er unter anderem am Nationalen Concours der Schweizer Weine mit seinem Produkt in der Kategorie Chasselas den zweiten Rang. Die Aufgabe von Beat Burkhardt besteht darin, vorerst aus den einheimischen Rebsorten Chasselas und Pinot Noir Weine von einer hohen Qualität zu produzieren. Unterstützung erhält er dabei von einem fachlichen Begleitgremium, welches jährlich tagt und ihm bei Bedarf zur Verfügung steht. Beat Burkhardt hatte vor 14 Jahren das elterliche Weingut Bielerhaus übernommen und seither unter grossem Aufwand die Qualität stetig steigern können, was zahlreiche Auszeichnungen belegen. Dem jungen Winzer ist es ein Anliegen, mit einer konsequenten Ertragsregulierung die Eigenheiten der jeweiligen Rebsorte hervorzuheben. Den von ihm eingeschlagenen Weg möchte er auch mit dem neuen, dem Benediktinerkloster Engelberg gehörenden Rebgut konsequent fortsetzen.

Eigener Jubiläumswein
Noch heute tragen Trauben, die aus den Reblagen «Engelberg» am Bielersee gekeltert werden, den Namen «Kloster Engelberg». Für Abt Christian Meyer ist es das erklärte Ziel, «unseren Gästen anlässlich vom 900-Jahr-Jubiläum unseres Klosters im Jahre 2020 den eigenen Wein ausschenken zu können.» Damit würden die Engelberger Benediktiner an eine während Jahrhunderten gepflegte Tradition anknüpfen. Und im Gegensatz zu früher, ist die Distanz zu dem schon einmal im Klosterbesitz gestandenen Rebgut kein Problem mehr. Noch heute erinnern die Schiffsanlegestelle mit dem Namen Engelberg, das Restaurant «Engelberg» sowie ein direkt an der Hauptstrasse stehendes Rebhäuschen, an dessen Front mit grossen Lettern «Rebgut Engelberg» geschrieben steht, an die ehemaligen Besitzer. Ab sofort gehört auch dieses Rebhaus wieder dem Benediktinerkloster Engelberg.

Das Kloster und der Wein
Knapp 200 Jahre lang gehörte das Rebgut in der Gemeinde Twann-Tüscherz dem Benediktinerkloster in Engelberg. 1433 wurde es veräussert. Es sei zu weit weg von Engelberg gewesen, sagte Daniel Amstutz, Geschäftsführer Kloster Engelberg. Die Kontrollen und der Transport seien mühsam gewesen. Nach dem Verkauf der Liegenschaft an Private blieb der Name Engelberg als Erbe der Engelberger Mönche bis heute bestehen. Und auch die Trauben, die aus diesen Reblagen gekellert werden, tragen nach wie vor den Namen «Kloster Engelberg». Die ab 1433 erfolgten Versuche des Klosters Engelberg, unter anderem am Ufer des Zürichsees in Küsnacht Wein zu produzieren, waren ebenso wenig vom Erfolg gekrönt, wie jene mit dem zwischen 1418 bis 1579 in Küssnacht am Rigi bewirtschafteten Rebgut. Der Bezug von grösseren und kleineren Mengen Wein von anderen Klöstern und von privaten Händlern war damals schon üblich. Und so bezog das Benediktinerkloster schon damals Wein von anderen Klöstern und von privaten Händlern. Im 17. Jahrhundert setzte dann ein reger Handel von Käse aus dem Klosterdorf nach Italien ein. Im Gegenzug gelangte auf den Säumerpfaden Wein aus Italien nach Engelberg. Dass das Benediktinerkloster Engelberg nach fast 600 Jahren wieder den eigenen Wein kredenzen kann, ist auch ein grosser Verdienst von Pater Patrick Ledergerber und der eingesetzten Rebgutkommission. Der Kellermeister des Klosters hatte sich in den vergangenen zehn Jahren intensiv für einen Rückkauf des ehemaligen Rebguts am Bielersee bemüht. Anfangs 2016 starteten die konkreten Verhandlungen der Kommission um Pater Patrick Ledergerber sowie Geschäftsführer Daniel Amstutz als Verhandlungsführer, Fredy Miller als Ortskundigen sowie Prof. Rainer Schumacher als Rechtskundigen. Sie waren intensiv, jedoch jederzeit partnerschaftlich und positiv für alle Beteiligten. Auch dürfte für die aufstrebende Weinbauregion Bielersee selbst, die Wertschöpfung dank den Plänen des Benediktinerklosters Engelberg merkbar sein.

900 Jahre Benediktinerkloster Engelberg
Seit der Gründung im Jahre 1120 prägt das Benediktinerkloster Engelberg die Geschichte des Hochtals. Die heutigen Tätigkeiten der Mönche erwuchsen weitgehend den Bedürfnissen des Ortes. Bildungsarbeit an der Stiftsschule, Seelsorge in der Pfarrei, Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe wie die auch extern arbeitende Klosterschreinerei und Kultur- und Landschaftspflege sind Bereiche, in denen sich die Mönche sowie die zunehmende Zahl von weltlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klosters engagieren. Seit den Anfängen des Klosters unterrichten die Mönche junge Menschen. 1909 erhielt die Stiftsschule die Legitimation mit dem eidgenössisch anerkannten Maturitätsabschluss. Heute besteht die Stiftsschule aus einem Gymnasium (zweisprachige Maturität D/E) und einer Sekundarschule (IOS) mit einem Internat für Knaben und Mädchen. Die Benediktiner von Engelberg gründeten zwei Klöster in Nordamerika: 1873 Conception in Missouri und 1882 Mount Angel in Oregon. 1932 übernahm das Kloster Missionsaufgaben in Kamerun und gründete dort 1964 das Kloster Mont Febe in der Hauptstadt Yaoundé. Die aus 22 Mitbrüdern bestehende Klostergemeinschaft wird seit 2010 von Abt Christian Meyer geleitet. In seinen Betrieben beschäftigt das Benediktinerkloster Engelberg mehr als 100 Mitarbeitende und ist somit nach den Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis AG der zweitgrösste Arbeitgeber in Engelberg. Im Jahre 2020 kann das Benediktinerkloster Engelberg auf 900 Jahre segensreiches Wirken zurück blicken.


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