2016-10-07

Greaubünden: Der Norden als Weinmekka

In Graubünden wird derzeit fleissig «gewimmelt» und gekeltert. Die Traubenernte und Weinproduktion läuft vor allem im Norden des Kantons. Aber auch im Puschlav und im Misox wird Wein gekeltert. Wir haben uns im südlichsten und im nördlichsten Weindorf Graubündens nach der aktuellen Ernte erkundigt.

Das Weinbaumekka Graubündens erstreckt sich im Churer Rheintal von Felsberg bis Fläsch. Hier, in tiefen Lagen des Kantons, herrschen auch dank des Föhns gute klimatische Bedingungen für den Weinbau. Aber auch im Süden des Kantons, im Puschlav und im Misox, wird Wein produziert.

Südländisches Temperament und «nordländische» Präzision
In der südlichsten Gemeinde Graubündens, in Monticello bei San Vittore, betreibt die Familie Rohner Weinbau. Lange Jahre als Produktionschef bei Cottinelli tätig, wollte sich Jakob Rohner mit eigenen Reben selbstständig machen. Im Churer Rheintal als Nicht-Einheimischer Reben zu kaufen, war – neben dem Erwerb einer kleinen Fläche in Zizers –  unmöglich. So wurde Rohner im Misox fündig, wo er seit 1988 Reben kultiviert und die Trauben keltert.

Produziert aber wurde der Wein der Familie Rohner bis zum vergangenen Jahr in Fläsch im eigenen Weinkeller, wie Sohn Yves Rohner erzählt. «Unser Weinkeller in Fläsch ist etwas Besonderes. Und mit den Trauben aus dem Misox und dem Weinkeller in Nordbünden konnten wir südländisches Temperament mit deutschschweizer Präzision verbinden.»

Weil der Transport der Trauben vom Süden in den Norden des Kantons aufwendig war und sich Sohn Yves langsam aus der Weinproduktion zurückzieht, sei nun ein Weinkeller im Misox im Aufbau. In diesem Jahr werden erste Trauben im Misox gekeltert, erzählt Rohner.

«Die Vielfalt macht unseren Weinbetrieb aus»
Viele Trauben aus dem Süden, wenige aus dem Norden – welches ist denn nun das Lieblingsprodukt von Yves Rohner aus dem eigenen Keller? Das hänge ganz von der Stimmung und dem Essen ab, erklärt Rohner und kann sich dann doch auf eine Aussage festlegen. «Der Merlot ist wohl unsere Spezialität», erklärt er, «und den mag ich ganz gerne.» Aber eigentlich mache die Vielfalt der Traubensorten die Produktionen seiner Familie so besonders, und diese gefalle ihm auch sehr gut.

Frost im Mai
Bezüglich des Weinjahrgangs 2016 ist Rohner nicht euphorisch. Er spricht von einem schwierigen Weinjahr im Süden Graubündens. «Der Frost im Mai war nicht gut. Wegen Pilzkrankheiten und Mehltau mussten die Trauben jetzt verlesen werden, was zu einer geringeren Ernte führt. Die bisher geernteten Trauben entsprächen nur etwa einem Drittel der üblichen Menge. «Aber die Qualität der Trauben, die wir nach dem Verlesen im Keller haben, ist gut», so Rohner abschliessend.

Grüne Trauben wegen der langen Blütezeit
Im nördlichsten Weindorf Graubünden, in Fläsch, blickt Winzer Peter Hermann einem guten Jahrgang entgegen. In den letzten Tagen seien vor allem RieslingxSylvaner-Trauben abgelesen worden. «Weil einzelne Trauben von den Kirschessigfliegen angestochen wurden, mussten wir die Trauben von Hand verlesen.» Etwas Mehrarbeit also. Aber mit der Qualität des Saftes und der Quantität der Ernte zeigt sich Hermann zufrieden. Sie liege im langjährigen Durchschnitt.

Am Donnerstag beginne in den frühesten Lagen im Rheintal die Erne der Blauburgundertrauben, erklärt Hermann. In den vergangenen paar Wochen seien diese dank des guten Wetters gut gereift. «Und im Grossen und Ganzen war es in den vergangenen Wochen weder zu heiss noch zu trocken. Das war gut für die Trauben.» Da die Blütezeit im Juni wegen des wechselhaften Wetters etwas länger als sonst dauerte, hätten einzelne grüne Beeren entfernt werden müssen. Die Ernte werde auch hier voraussichtlich dem langjährigen Durchschnitt entsprechen. «Aber wir hoffen, dass es in den nächsten Tagen nicht frostig wird. Sonst wird es schwierig», so Hermann.

(Quelle: Südostschweiz/sz)


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