2019-12-05

Filmdreh im Rebberg Schwarz in Freienstein

Das Winzerehepaar Prisca und Andreas Schwarz wagte vor zwei Jahren den Schritt vor die Kamera – ohne Vorwissen. Mittlerweile haben sie über 140 Videos gedreht und damit ihre Bekanntheit gesteigert und den Weinverkauf angekurbelt.

Andreas und Prisca Schwarz haben sich das Filmen autodidaktisch beigebracht. (Bilder zVg)

«Für eine gute Weinqualität ist der Rebschnitt ganz wichtig», sagt Prisca Schwarz in die Kamera, während sie durch ihren Rebberg in Freienstein ZH schreitet. Dann übernimmt Ehemann Andreas: «Beim sanften Rebschnitt dreht sich alles um den Saftfluss. Es ist wichtig, dass der Saft von der Wurzel über den Stamm bis zu den Trauben frei fliessen kann.»

Mit einem Klick auf das Bild gelangen Sie zum Youtube-Viedo.

Dies ist eine Szene aus Video Nr. 47 des Winzerehepaars Schwarz. Darin erklären die beiden während 12 Minuten, wie man Reben sanft schneidet. Rund 12’000 Mal wurde das Video angeschaut. Seit rund zwei Jahren drehen Prisca und Andreas Schwarz Filme, die sie auf der Online-Plattform «YouTube» veröffentlichen. 140 Filme sind es bislang. Darin berichten sie über ihre alltäglichen Arbeiten im Rebberg. «Wir wollen unseren Kunden zeigen, was wir machen. Es geht nicht primär um den Weinverkauf», sagt Prisca Schwarz. Und Ehemann Andreas ergänzt: «Wichtig ist die Geschichte eines Produkts. Uns geht es darum, dass die Leute unseren Wein mit unseren Gesichtern verbinden.»

Authentisch sein ist das A und O
Ganz am Anfang hat sich das Paar noch jeden Satz notiert. Doch beide waren sich schnell einig, dass das nichts bringt. «Es wirkt zu steif. Es ist besser, aus dem Bauch heraus und spontan zu sprechen», sagt die Winzerin. Das wirke viel authentischer. Steht die Produktion eines Videos auf der Tagesordnung, setzt sich das Paar am Morgen zusammen. Gemeinsam überlegen sie sich ein Thema. Kurze Notizen helfen, Wichtiges nicht zu vergessen. Dann geht es los.

Spannung und Abwechslung muss sein
Auf die Frage, ob den beiden die Themen nie ausgehen, antwortet Prisca Schwarz: «Die Arbeitsabläufe wiederholen sich zwar jedes Jahr, aber es gibt wahnsinnig viele Themen rings um die Weinproduktion.» Einmal geht es ums Rebenschneiden, einmal ums Weinliefern, einmal darum, wie das Sulfat in den Wein gelangt. Zukünftig wollen die beiden die Geschichte und die Herkunft der Weine in den Vordergrund rücken.

Von vorne, von unten oder einmal mit der Drohne aus der Vogelperspektive - mit verschiedenen Kameraeinstellungen sorgen die beiden für Spannung. Auch verschiedenen Effekte wie Schnelldurchlauf oder Musik im Hintergrund sorgen für Abwechslung. 

Das Ehepaar achtet darauf, dass jedermann ihre Videos versteht. «Die Schwierigkeit ist, das Thema herunterzubrechen für den normalen Konsumenten. Wir verzichten deshalb auf Fachsprache», sagt Winzer Schwarz. «Unsere Filme schauen Weinhändler, Sommeliers, aber eben auch Hobby-Winzer, die sich Tipps und Tricks abschauen und natürlich Weinkonsumenten.»

Der Aufwand zahlt sich aus
Ehepaar Schwarz braucht im Durchschnitt für ein Video eine Stunde und für das Schneiden und Bearbeiten zusätzliche zwei bis drei Stunden. Aber der Aufwand lohnt sich: «Wir haben lauter positive Rückmeldungen. Viele sind erfreut, dass wir offen Einblick in unsere Produktion gewähren», sagt Prisca Schwarz. «Dass das Interesse so gross ist, hätte ich nicht gedacht.» Rund 700 Personen haben den YouTube-Kanal der Familie Schwarz abonniert.

Mit den Filmbeiträgen konnte das Winzerehepaar nicht nur ihre Bekanntheit steigern, sondern auch den Umsatz erhöhen. Die Leute würden die Videos über eine längere Zeit verfolgen und hätten dann Lust, den Wein zu testen, erklärt Winzer Schwarz. Die Geschichte hinter dem Wein macht es eben aus.


Retour

YouTube: Das empfiehlt Familie Schwarz

  1. Hochdeutsch statt Schweizerdeutsch: Damit können Sie Personen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum erreichen.
  2. Je professioneller die Kamera, desto mehr Optionen hat man bei der Filmbearbeitung.
  3. Einfach mal drauflos legen. Die Hemmungen schwinden mit der Übung.
  4. Ein gutes Schnittprogramm ist wichtig. Wir benutzen «Davinci Resolve 15». Es ist gratis und professionell.
  5. Nahaufnahmen von Menschen sind heikel. Darum die Personen immer vorher fragen, ob es okay ist und sie informieren, wo die Filme online gestellt werden.