2011-10-03

Clos de Chillon: Rückkehr zur Tradition

Das Schloss Chillon am Genfersee ist neben dem Verkehrshaus in Luzern eine der meistbesuchten Touristenattraktionen. Im Laden des Schlosses werden Postkarten, allerlei Souvenirs auch die Weine aus dem eigenen Rebberg angeboten. Diese sind aber eher Ladenhüter. Nur ein Drittel der kleinen Produktion wird von Touristen erstanden. Mit der Partnerschaft, die die Stiftung Schloss Chillon mit dem Weinhaus Badoux in Aigle eingegangen ist, soll sich das nun ändern.

Das Schloss Chillon besass seit dem Bau im Jahr 1150 bis ins 19. Jahrhundert eine wichtige strategische Bedeutung.

Bis vor kurzem waren die eindrücklichen Kellergewölbe leere Hallen.

Auf halbem Weg zwischen Montreux und dem Schloss Chillon befindet sich ein Rebberg. Der von einer Mauer umgebene Clos gehört zum Besitz des Schlosses. An schönen Tagen flanieren Dutzende von Touristen, und auch Einheimische, auf der Uferpromenade an den Reben vorbei, ohne diese zu beachten. Nur einer beobachtet die Reben jeden Tag: der Winzer Eddy Bertholet. Er kennt jeden einzelnen der 12.000 Rebstöcke - Chasselas zum grössten Teil und etwas Gamaret. Noch hat es Platz im 1,25 Hektar grossen Clos und im nächsten Frühjahr sollen einige Stöcke Merlot angepflanzt werden. Dieses Jahr sieht es prächtig aus. Die Trauben sind prall und absolut gesund. Trotz der hohen Luftfeuchtigkeit so nahe am See sind keine Pilzkrankheiten ausgebrochen. Auch die Ertragsregulierung zahlt sich aus. Eddy Bertholet hat im äussertsten Zipfel des Lavaux Topqualität geerntet, die dem Herzstück der Appellation in keiner Art und Weise hinterher hinkt.

Der Winzer Eddy Bertholet hegt die 12.000 Quadratmeter Rebfläche des Clos du Chillon.

Seit hunderten von Jahren wurden rund um das Schloss Rebberge gepflegt. Dokumente bezeugen die Existenz einer Traubenpresse im Keller. Warum sollte der Clos de Chillon nicht dort vinifiziert werden, wo er seinen Ursprung hat. Der Ausschuss für die Nominierung der Waadtländer Weine hat den Wechsel von Villeneuve ins Schloss Chillon gutgeheissen.

Im Schlosshof steht die schwere Kellertüre weit offen und Treppenstufen führen hinunter in die kühlen Gewölbe des Weinkellers. Vor wenigen Tagen hat der Kellermeister und seine Gehilfen 43 Barriques-Fässer aus Eiche in den Keller gebracht.

Gestern war Weinlese im Clos du Chillon. Die prallen Trauben sind in Kistchen nach Aigle zum Hause Henri Badoux SA transportiert worden. Daniel Dufaux, der Önologe des Hauses Badoux, ist Mitinitiator des Experiments. «Bis erste Resultate vorliegen, pressen wir die Trauben in unserem Keller in Aigle.»

Heute ist nun der süsse Traubenmost im Schlosskeller in die Barriques gefüllt worden. Darin wir er gären und fast ein Jahr reifen bis der 2011er Clos du Cillon dann in Flaschen gefüllt wird.

Während dieser Zeit werden die Besucher des Schlosses die Gelegenheit haben, dem Önologen Daniel Dufaux und seinem Team bei der Arbeit über die Schultern zu schauen. Und es ist gut möglich, dass interessierte Besucher ein Schlücklein vom jungen Wein verkosten können. 

Durch eine Reduktion der Erntemenge und der längeren Dauer der Weinbereitung und natürlichen Reifung erwartet Daniel Dufaux dass sein erster Cols du Chillon eine kräftige Spezialität wird. «Der Clos de Chillon kann von diesem neuen Ansatz nur profitieren. Denn einst wird der Zusatz ‹elevé et mis en bouteille au château›, Schlossabfüllung, die Etikette zieren.»

Daniel Dufaux ist Önologe und technischer Direktor bei Badoux Vins SA. Zusammen mit Jean Pierre Pastori, Direktor der Stiftung Schloss Chillon, hat er das Projekt der Weinbereitung im Schlosskeller initiert.


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Bild: zvg

Die Geschichte des Schlosses kann in drei Hauptperioden eingeteilt werden:

 

Das Savoyen Zeitalter (12. Jahrhundert bis 1536) Die erste schriftliche Erwähnung des Schlosses stammt aus dem Jahre 1150. Daraus geht hervor, daß das Geschlecht der Savoy die Passage entlang des Genfersees bereits kontrollierte.

 

Das Berner Zeitalter (1536-1798) 1536 eroberten die Schweizer - genau genommen die Berner - das Waadtland und besetzten Chillon. Über 260 Jahre lang behielt das Schloss seine Rolle als Festung, Arsenal und Gefängnis. Während der Waadtländer Revolution von 1798 verließen die Berner Chillon.

 

Das Waadtländer Zeitalter (seit 1798) 1803 wurde das Schloss Eigentum des Kanton Waadt und dessen Stiftung. Die Restaurierungsarbeiten begannen Ende des 19. Jahrhundert und werden heute noch fortgesetzt.

 

www.chillon.ch