2015-01-20

Non Filtré 2014 – nichts kann den Weingenuss trüben

Der Neuchâtel Non Filtré 2014 kommt am 21. Januar 2015 als erster Schweizer Wein auf den Markt. Wie es die Tradition will, beginn der Verkauf am dritten Mittwoch des auf die Lese folgenden Januars. Seit 40 Jahren gilt der trübe aber überraschend frische Chasselas als Ambassador der Neuenburger Weine. Weit entfernt vom bekannten Aromenprofil dieser Rebsorte, präsentiert sich der Non Filtré 2014 ausgesprochen fruchtig, bietet exotische Noten, knackige Frische, hat charmante Rundungen und widerspiegelt die Mineralität des Terroirs.

Das Jahr 2014 hat die Winzer gefordert. «Im Frühling hatten wir einen Vorsprung von 14 Tagen», sagt Michaël Loubry, Önolge bei der Cave de la Béroche in St-Aubin. «Der kühle, nasse Sommer hat den Vorsprung jedoch wettgemacht. Zum Glück folgte dann ein schöner Herbst. So konnten wir schlussendlich gute Qualitäten ernten.» Den Chasselas hat die Drosophila suzukii zum Glück verschmäht. Anders sah es bei den blauen Sorten aus. «Am Freitag sahen die Gamaret- und Mara-Trauben wunderbar gesund aus», sagt Caleb Grob, Direktor der Caves de la Béroche. «Am Dienstag, wo wir ernten wollten, hatte die Fliege bereits 30 Prozent der Beeren zerstört.» Einen Drittel weniger Wein ist kein schönes Geschenk zum Jubiläum. «Halb so schlimm», sagt Caleb Grob. «Wir haben noch genügend Wein vorrätig und wir hoffen auf eine gute 80. Ernte.» So lange gibt es die Cave de la Béroch schon, die als Genossenschaftskellerei die Ernte von 40 Mitgliedern und 53 Hektaren Rebfläche verarbeitet.

Der Fluch für die Winzer ist ein Segen für die Vermarktung. «Die Rotweine des Jahrgangs 2014 sind von bester Qualität», sagt Violaine Blétry-de Montmollin, Chefin des Office des vins et des produits du terroir OVPT. «In keinem Jahrgang zuvor wurden die Trauben bei der Lese so gründlich auf die Qualität geachtet. Jede angeschlagene Beere haben die Erntehelfer herausgeschnitten.»

Dadurch hebt der Jahrgang die Unterschiede der einzelnen Lagen in den Vordergrund. Trotz schwieriger Bedingungen und dank dem Einsatz der Winzer zeigen sich die Weine ausdrucksstark und voller Facetten. Die Aromenpalette ist breit gefächert. Je nach dem wo die Trauben wuchsen und welcher Winzer sie kelterte duften die Non Filtré nach Zitrusfrüchten – vor allem Rosa Grapefruit –, Lilien oder Passionsfrüchten. Im Gaumen kommen grüne Äpfel dazu, in manchen Fällen gar kandierte Zitronen. Die Hefetrübung verleiht dem Wein Fülle, Schmelz und einen langen Nachhall.



Die Neuenburger Spezialität «par excellence»
Es war im Jahr 1975, nach einer sehr kleinen Ernte, als der Winzer Henri-Alexandre Godet Kunden in seinen Keller einlud um ihnen zu zeigen, dass er wirklich keinen Wein mehr hatte und der Weisse im Fass noch trüb war. Der Wein mit den schwebenden Hefeteilchen fand grossen Zuspruch und Godet füllte die ersten paar Flaschen ab. Bereits im folgenden Jahr trafen grössere Bestellungen von Non Filtré bei ihm ein. Heute, 40 Jahre später, produzieren 30 Kellereien Non Filtré.

Die rund 150'000 Flaschen entsprechen zehn Prozent der Chasselas-Produktion und am liebsten trinken ihn die Neuenburger gleich selber. Drei Viertel werden in den Restaurants entlang des Sees ausgeschenkt oder im übrigen Kantonsgebiet verkauft. Zunehmend findet er aber auch in der Romandie und der Deutschschweiz gefallen. «Eine gute Menge exportieren wir nach Zürich und zum ersten Mal verschiffen wir dieses Jahr 3'000 Flaschen nach Japan», sagt Violaine Blétry-de Montmollin. «Der Non Filtré passt sehr gut zu Sushi. Und selbstverständlich werden wir eine Gebrauchsanweisung mitliefern.»

Dass der Neuenburger Non Filtré am dritten Mittwoch im Januar auf den Markt gelang, baisert auf einer Verordnung des Staatsrates vom 30. November 2009. Zu diesem Anlass organisiert das OVPT eine öffentliche Verkostung in Neuenburg, die meist über 1'000 Weinliebhaber anlockt. Zur zweiten Degustation, einen Tag später, pilgern immerhin noch rund 500 Non-Filtré-Fans nach La-Chaux-de-Fonds.


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