2019-07-04

Divico und Divona – zwei resistente Stars

Klassische Rebsorten nehmen 98 Prozent der Weinbaufläche ein, sind aber anfällig gegenüber zahlreichen Pilzkrankheiten wie Echtem oder Falschem Mehltau. Eine Reduktion des Fungizideinsatzes ist nur möglich mit der Züchtung resistenter Rebsorten. Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem französischen landwirtschaftlichen Forschungsinstitut INRA werden die Bemühungen zur Züchtung multiresistenter Rebsorten fortgesetzt. Laut Agroscope lässt die Aussicht auf die ersten Zulassungen 2025 bereits von einem Weinbau ohne Fungizideinsatz träumen.



Links: Chasselas mit Symptomen von Falschem Mehltau. Rechts: Divico ganz ohne Symptome. (Bild agroscope)

Die Rebsorte Divico wurde seit ihrer Zulassung im Jahr 2013 von den gegen Pilzkrankheiten resistenten roten Rebsorten am häufigsten in der Schweiz angebaut. Auch Divona, die neue resistente weisse Rebsorte, die seit 2018 vertrieben wird, stösst auf grosses Interesse. Die Züchtung solcher Sorten ist die wichtigste Etappe auf dem Weg zum Verzicht auf Pflanzenschutzmittel.

In der Schweiz ebenso wie im Ausland nehmen die klassischen europäischen Rebsorten wie Chasselas, Pinot noir oder Merlot mehr als 98% der Weinbaufläche ein. Diese Rebsorten sind jedoch anfällig gegenüber zahlreichen Pilzkrankheiten wie Echter und Falscher Mehltau oder Graufäule. Zur Bekämpfung dieser Erreger sind auch im integrierten oder biologischen Anbau jährlich 6 bis 10 Behandlungen unumgänglich. 80% der im Weinbau eingesetzten Pflanzenschutzmittel sind Fungizide. Eine beträchtliche Reduktion des Fungizideinsatzes ist nur mit Rebsorten denkbar, die natürliche Resistenzen gegenüber diesen Krankheiten aufweisen. Agroscope widmet sich seit vielen Jahren der Züchtung solcher Sorten und kann beeindruckende Erfolge vorweisen. Dadurch trägt sie zur Entwicklung eines nachhaltigeren Weinbaus bei.

Erster Schritt: gegenüber Graufäule resistente Rebsorten
1965 lancierte Agroscope ein erstes Programm zur Züchtung neuer Rebsorten mit hoher Resistenz gegenüber der Graufäule, die zu den Krankheiten gehört, die in den Schweizer Rebbergen die grössten Schäden verursachen. Die ersten Sorten wurden ab 1993 auf den Markt gebracht. Aktuell werden in den Schweizer Rebbergen acht solche Sorten angebaut (zwei weisse und sechs rote). Dank ihrer Resistenz und dem hohen qualitativen Potenzial haben sie sich rasch entwickelt und sind heute auf einer Fläche von mehr als 915 ha zu finden, was zehn Prozent der Anbaufläche roter Rebsorten entspricht.

Auf der Suche nach dem Heiligen Gral: multiresistente Rebsorten
Seit 1996 orientiert sich das Züchtungsprogramm am Ziel, durch klassische Kreuzung europäischer Rebsorten mit Sorten, die Resistenzgene von wilden Rebsorten aus Amerika und Asien tragen, gleichzeitige Resistenzen sowohl gegenüber Echtem als auch Falschem Mehltau zu erzeugen. Um die Züchtung rascher und zuverlässiger zu gestalten, wurden Tests entwickelt, welche eine frühe Erkennung natürlicher Abwehrmechanismen der Reben ermöglichen. 2013 wurde mit Divico die erste Rebsorte aus diesem Programm zugelassen. Sie entstand 1997 aus der Kreuzung von Gamaret und Bronner. Ihre Krankheitsresistenzen und das hohe qualitative Potenzial vermochten die Weinbauern rasch zu überzeugen: Heute nimmt die Sorte mit 42 ha den ersten Platz unter den in der Schweiz angebauten resistenten Rebsorten ein, gefolgt von Regent aus Deutschland (34 ha) und Cabernet Jura (33 ha). Die kleine Schwester, die weisse Rebsorte Divona, wurde 2018 zugelassen und stösst ebenfalls auf reges Interesse.

«Null Behandlungen» als Ziel: ein französisch-schweizerisches Projekt
Im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen Agroscope und dem französischen landwirtschaftlichen Forschungsinstitut INRA in Colmar werden die Bemühungen zur Züchtung von Rebsorten mit Mehrfachresistenzen fortgesetzt. Ziel ist es, die Resistenzfaktoren französischer und schweizerischer Linien in derselben Sorte zu vereinigen und dadurch praktisch vollständig und dauerhaft resistente Sorten zu schaffen. Die Aussicht auf die ersten für 2025 vorgesehenen Zulassungen lassen bereits von einem Weinbau ohne Behandlungen gegen Pilzkrankheiten träumen.


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