2019-12-09

Eglisau: Mathias Bechtel eröffnet sein neues Weingut

Nach der Auszeichnung «Rookie des Jahres 2019» durch den Gastroguide «Gault & Millau» folgt ein weiterer, ganz besonderer Höhepunkt: die Eröffnung des eigenen Weinguts an schönster Lage mitten im Rheinstädtchen Eglisau.

Aussenansicht mit Vordach, Traubenannahme und Verkaufslokal. (Bilder zVg, Gabriel Tinguely)

«Eglisau braucht Schub. Ich will die AOC Eglisau stärken. Denn das Weinstädtchen am Rhein besitzt mit dem Stadtberg eine grossartige Grand-Cru-Lage», sagt Mathias Bechtel. Der 36-jährige Winzer muss es wissen, denn er kennt jede Ecke. Bereits seit 2008 arbeitet er in Eglisau und keltert aussergewöhnliche Weine. «Ich möchte, dass alle Eglisauer Trauben auch in Eglisau verarbeitet werden können.» Doch um das Potenzial des Stadtbergs voll ausschöpfen zu können, braucht es einen zweckmässigen Produktionsort. In 13 Monaten Bauzeit ist mitten im Städtchen, an der Rebbergstrasse 18, das neue Weingut Bechtel-Weine entstanden. Der Bauherr wusste genau was, welche Materialien und welche Farben er wollte. «Der Bau war nicht einfach», sagt Architekt Heinrich Schwarzenbach. «Denn in Kernzonen redet auch der Kanton mit. Doch die Begeisterung von Mathias Bechtel war ansteckend und schliesslich konnten wir die achte Variante realisieren.» Kein Zuckerschlecken war die Finanzierung. «Es gibt viel Geld in den Kassen des Bundes, doch für landwirtschaftliche Betriebe ist es nicht einfach, an das Geld heranzukommen», so Bechtel.

Mathias Bechtel ist am 26. Mai 1983 in Zizers GR geboren. Er vertiefte sein Können an der Oenologieschule in Changins. Mathias Bechtel ist verheiratet mit Aline Bechtel. Zwei Töchter im Alter von 4 und 2 Jahren machen das Familienglück perfekt. Seit 2013 präsidiert Bechtel zudem die Vereinigung «Junge Schweiz – Neue Winzer». Deren Mitglieder wollen «mit Handarbeit und Herzblut» die Qualität der Schweizer Weine weiter steigern und ihr Ansehen fördern.

«Im halten von Reden sind Politiker besser als ich», sagt Mathias Bechtel seinen Gästen beim Pre-Opening. Mit Stolz begrüsst er Behörden, Handwerker, Händler und Gastronomen. «In zehn Jahren selbständiger Tätigkeit konnte ich viel Erfahrung sammeln. Doch es gibt noch einiges, das ich aus den Trauben herauskitzeln will.» Dass Tanks und Fässer im 600 Quadratmeter grossen Keller noch etwas verloren herumstehen, ist gewollt. «Ich habe lange in verwinkelten Kellern gearbeitet. Im Neubau will ich nicht schon in zwei Jahren sagen müssen wie es wäre wenn!»

Schonende Prozesse ermöglichen höchste Weinqualität
«Für meine Weinvision ist eine uneingeschränkte Handlungsfreiheit ein Muss», erklärt Mathias Bechtel. «Die richtige Entscheidung im richtigen Moment zu treffen ist meine Leidenschaft für den Winzerberuf.» Das beginnt mit einem grossen Vordach über der Traubenannahme. So können gewisse Arbeiten auch bei Regenschauern am Scherben ausgeführt werden. Schonende Prozesse bedeuten auch, dass Most und Wein möglichst wenig gepumpt werden muss, sonder über die Gravitation bewegt werden kann. «Wer in den Reben im Einklang mit der Natur arbeitet, sollte die Ökologie auch im Keller weiterführen», sagt Mathias Bechtel. Dafür verfügt das neue Weingut über unterschiedliche Klimazonen. Muss eine Maische gekühlt werden, stellt Bechtel den Tank in den gekühlten Raum. Strom liefert die Photovoltaikanlage auf dem Dach. Will er eine Maische erwärmen, kann er den Tank in den mit Geothermie geheizten Raum rollen. Das hat zur Folge, dass die Weine in Ruhe reifen dürfen, ohne dabei gross bewegt werden zu müssen. Weil es zum Abfüllen dann nicht noch eine Etage weiter hinunter geht, hat Mathias Bechtel eine Warenlift einbauen lassen, in dem er die Tanks ohne zu pumpen ins Erdgeschoss fahren kann. Gewiss ist das neue Weingut ein ökologischer Vorzeigebetrieb.

Eine der Klimazonen im neuen Keller.

Vom neuen Gebäude sind es nur wenige Schritte über die Strasse bis zu den ersten Reben. Eglisau verfügt über ein einzigartiges Terroir.

Blick in den Barriques-Keller.

Melioration und neue Rebsorten
Jetzt wo der neue Keller steht, wird Mathias Bechtel die Arbeit nicht ausgehen. Zusammen mit der Weinbaugenossenschaft Eglisau beteiligt er sich am Projekt «Melioration Vorderer Stadtberg», im Zuge dessen die Rebparzellen neu konzipiert und erschlossen werden. «Ganz sicher werde ich weiterhin auf Räuschling setzen. Doch auch Merlot möchte ich nicht mehr in Genf zukaufen müssen. Und ich will mit PIWI-Sorten experimentieren», sagt Mathias Bechtel. An die Ökologie denkend, will er auch verdichtete Böden in bestehenden Rebanlagen verbessern und Ausgleichsflächen für Nützlinge gestalten. Die älteren Rebbesitzer, denen kleinere Parzellen gehören, haben der Melioration zugestimmt und stehen voll hinter Bechtel. So auch Gemeindepräsident Peter Bär: «Das Bild von Eglisau und dem Stadtberg kommt häufig in der Tourismuswerbung zum Einsatz. Für unser Landschaftsbild sind die Reben deshalb wichtig. Da braucht es Menschen, die diese bearbeiten und auch davon leben können.»

Dynamisches Zugpferd mit Präzision und Individualität
Mathias Bechtel zelebriert die Charakteristik der Böden, vinifiziert die Trauben mit Kreativität und grossem Können und lässt seine Weine in ausgesuchten Fässern reifen. Zur Einweihung des Kellers präsentiert er eine exotisch duftende Sauvignon-Blanc-Cuvée des Jahrgangs 2018. Der Wein gärte, machte den biologischen Säureabbau und reifte zwölf Monate in einem neuen Barrique aus Eichenholz. Vom 2019er wird es zwei Fässer geben, wobei Mathias Bechtel eines spontan mit traubeneigenen Hefen vergären liess.

Weinsortiment und Auszeichnungen.

Obwohl der Jahrgang 2019 bereits im neuen Keller verarbeitet wurde, folgt auf das Pre-Opening am 14. Dezember 2019 mit einem Grand Opening die offizielle Eröffnung. Neben geführten Besichtigungen gibt es in der Festwirtschaft aus eigenen Weinen hergestellte Köstlichkeiten und natürlich eine Auswahl an feinen Bechtel-Weinen.

Gabriel Tinguely


Indietro

Bechtel Weine
Rebbergstrasse 18
8193 Eglisau/ZH

Telefon: 078 683 74 31

www.bechtel-weine.ch
info@bechtel-weine.ch

Öffnungszeiten Weinverkauf:
jeden Samstag von 10 bis 14 Uhr

Degustationen nach Vereinbarung