WALLIS

WALLIS

Hauptort: Sion
Fläche: 522’400 Hektar
Rebfläche: 4’975.92 Hektar, davon sind 1’886.08 Hektar weisse Sorten (38%) und 3’089.84 Hektar blaue Sorten (62%). Alle Walliser Rebberge zusammen entsprechen 33.43 Prozent der Rebfläche der Schweiz (Stand 2014).

=> Neuste Zahlen werden im April publiziert. Seit dem Jahr 2004 hat weinlandscheiz.ch Stimmen zum jeweiligen Weinjahr zusammengetragen. Link: Das Weinjahr

Der Reb- und Weinbau im Kanton hat einen gemeinsamen Nenner: das Klima. Im Norden schützen die Berner Alpen das Tal vor feuchten Luftmassen. Im Süden sind es die Walliser Alpen und das Mont-Blanc-Massiv. An den steilen Hängen wachsen Reben vom Genfersee auf 375 Meter über Meer bis hinauf auf 1’100 Meter über Meer in Visperterminen. Die meisten Rebberge sind terrassiert und dadurch nur schwer mechanisch bearbeitbar. Die Niederschlagsmenge in Sion beträgt lediglich 600 Millimeter pro Jahr, die Sonne scheint während durchschnittlich 2’000 Stunden. Der Sommer ist trocken und heiss. Der Herbst ist geprägt von grossen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht. Das fördert die aromatischen Komponenten der Trauben.

Wallis, Blick nach Sion

Blick von der «Bisse du Sillonin» oberhalb von St-Léonard in Richtung Sion. An den sonnigen, steilen und oft terrassierten Hängen gedeihen Reben bis auf 900 Meter über Meer. Die Bisses, auch Suonen genannt, sind künstliche Wasserläufe, mit denen Wasser zur Bewässerung über weite Distanzen hergeleitet wird.

Morgenstimmung in Varen und Aussicht in Richtung Sierre

Morgenstimmung in Varen und Aussicht in Richtung Sierre.

Die Diversität lässt sich am besten in Zahlen ausdrücken: Das Wallis produziert als grösster Rebbaukanton einen Drittel aller Schweizer Weine und ist ein Paradies für Weinfreunde auf der Suche nach neuen Erfahrungen. Dafür sorgen schätzungsweise 20’000 Rebbesitzer, etwa 500 Selbstkelterer sowie 190 Weinhändler, die sich über 12'000 Parzellen auf knapp 5'000 Hektar Rebfläche teilen und Weine mit persönlicher Handschrift keltern. Die Hauptsorten Pinot Noir, Chasselas und Gamay nehmen rund 71 Prozent der Rebfläche für sich in Anspruch. Mit all den Spezialitäten findet man bei einem selbstkelternden Winzer – der drei Hektar bewirtschaftet – nicht selten 25 bis 30 verschiedene Etiketten.

Herbststimmung: die Rebberge von Chamoson

Herbststimmung: die Rebberge von Chamoson.

Dazu kommt eine Vielzahl an einheimischen und internationalen Rebsorten. Auf mittlerweile 24 Prozent der Rebfläche angebaut, rücken Weine aus autochthonen Sorten zunehmend ins Zentrum des Interesses. Beispiele sind die robusten, urwüchsigen Rotweine aus den Walliser Sorten Cornalin und Humagne Rouge, die edlen Weine aus Pinot Noir und Gamay – den beiden blauen Hauptsorten, die als Cuvée den Dôle ergeben – und Syrah-, Merlot- oder Cabernet-Weine, die sortenrein gekeltert oder als Assemblage internationale Vergleiche nicht scheuen.
Bei den Weissweinen reicht die Skala vom leichten, feinen Fendant über Amigne, Petite Arvine oder Heida bis zu den vollen, komplexen und süssen Spätlese-Spezialitäten. Auch bei den Weissweinen versuchen die Winzer ihr Glück immer mehr mit internationalen Sorten wie Chardonnay, Sauvignon Blanc oder Viognier.

=> Die Liste in der rechten Spalte zeigt die chronologische Reihenfolge, in der die einzelnen Rebsorten erstmals schriftlich erwähnt wurden.

Insgesamt stehen 60 Rebsorten im Ertrag.Viele tragen zudem nur im Wallis gebräuchliche Namen. So wird die Chasselas im Wallis Fendant genannt, die Pinot Gris heisst Malvoisie und die Silvaner wird als Johannisberg bezeichnet.

Die Rebberge von Martigny-Combe werden von der Strasse zum Col de la Forclaz durchschnitten.

Die Rebberge von Martigny-Combe werden von der Strasse zum Col de la Forclaz durchschnitten.

Dazu kommt ein Puzzle von unterschiedlichen Böden: kalkreiche Schieferböden von geringer bis mittlerer Tiefgründigkeit wechseln ab mit tiefgründigen Kiesböden, mit oder ohne Kalk, die von Bergstürzen her stammen. Daneben findet man kalkreiche Schotterböden, Moränenböden, Löss und Schwemmlandböden. Um die Terroirs des Kantons zu kartografieren, hat das Wallis 2007 ein grosses Projekt in Angriff genommen.

 


 

Einzigartige Geschichten …

Der Weinbau im Kanton Wallis bietet viel Aussergewöhnliches. Neben den höchsten Rebbergen nördlich der Alpen auf 1’100 Metern über Meer bei Visperterminen, gedeiht in Leuk-Stadt an einer Hauswand die älteste Rebe der Schweiz. Vitis Antiqua genannt, trägt der im Jahr 1798 gepflanzte Cornalin-Rebstock noch jeden Herbst 12 bis 25 Kilo saftige Früchte. Von der alten Rebe liessen die in der Vereinigung «Vitis Antiqua» zusammengeschlossenen Winzer Sprösslinge veredeln, die sie in einem Muttergarten an bester Lage in Leuk pflanzten. Heute zählt der Cornalin «Vitis Antiqua 1798» zu den prämierten Schweizer Weinen.

Oberhalb von Saillon liegt der kleinste, in einem Katasterplan eingetragene Rebberg der Welt: La Vigne à Farinet. Auf einer Fläche von 1,618 Quadratmeter stehen nur drei Rebstöcke. Für den Rebschnitt und die Lese werden jedes Jahr Persönlichkeiten aus Sport, Kunst oder Politik eingeladen. An der Zeremonie teilgenommen haben bisher Zinedine Zidane, David Douillet, Caroline de Monaco, Roger Moore, Michael Schumacher, Hans Erni, Jane Birkin, Gilbert Bécaud, Claudia Cardinale, Mgr Gaillot, Sœur Emmanuelle, Danielle Mitterrand, Barbara Hendricks und viele mehr. Die Liste zählt mehr als 200 Personen. Pilger aus alle Teilen der Welt haben Steine aus ihrer Heimat mitgebracht. Darunter solche von der Chinesischen Mauer, den Pyramiden von Ägypten und der Berliner Mauer.
Der erste Besitzer war der Schauspielier Jean-Louis Barrault, der im Film nach der Romanvorlage von C.-F. Ramuz die Rolle des Farinet spielte. Danach gehörten die drei Reben dem Abbé Pierre. Der aktuelle Besitzer ist der Dalai Lama. Der Most der Farinet-Trauben wird in einer Cuvée von mehreren Tausend Litern vinifiziert. Der Erlös aus dem Verkauf des Weines dient karitativen Zwecken zugunsten benachteiligter Kinder.

 


 

Ein Blick in die Geschichte

Am 12. Juni 1052 schenkt Bischof Aymon von Sion seinen Chorherren das Schloss von Saillon und zwei angrenzende Weinberge. Dies ist die erste dokumentierte Erwähnung von Weinbergen im Wallis. Gemäss den Autoren des Buches «Rebe und Wein im Wallis – Die Geschichte von den Anfängen bis heute» lassen Funde von Tongefässen und einer Pollenkonzentration in Sedimenten den Rebbau im Wallis auf die Eisenzeit ab 800 vor Christus zurückdatieren. Auch der Handel mit dem benachbarten Val d'Aoste ist belegt. Die Wahrscheinlichkeit, dass bereits in der Frühzeit Reben über die Alpenpässe gebracht worden sind, ist gross. Vermutlich war eine davon die Rèze. Sie gilt als Nachkomme der Uva raeticaund ihre Mutter ist die Nebbiolo. Die Uva Raetica war die im südlichen Alpenbogen am weitesten verbreitete Rebsorte. Nebbiolo ist im Piemont und im Veltlin noch immer die Haupsorte.
Das älteste im Wallis gefundene Schriftstück, das Namen von Rebsorten nennt, ist das auf den 20. Januar 1313 datierte Register von Anniviers. Genannt werden neyrun, eine nicht näher bestimmte rote Sorte, humagny, die heutige Humagne Blanche und regy, die heutige Rèze. Man ist sich einig, dass mit neyrun die Sorte Rouge du Pays gemeint ist. DNA-Analysen haben ergeben dass Rouge du Pays eine spontane Kreuzung der Sorten Petit Rouge und Mayolet ist. Beide Sorten existieren in einer Reblage mit dem Flurnamen Neyran im Val d'Aoste. Die chronologische Auflistung in der rechten Spalte zeig auf, wann die einzelnen Rebsorten im Wallis zum erstenmal genannt worden sind.

Das Wallis und das Val d'Aoste sind ein Insel. Durch die geographisch Isolation der beiden Alpentäler konnten sich viele alte Sorten halten. Zu den blauen Sorten gehören Bonda, Cornalin, Cornalin d'Aoste, Crovassa, Durize, Eyholzer, Fumin, Goron de Bovernier, Mayolet, Ner d'Ala, Petit-Rouge, Prëmetta/Prié Rouge, Roussin, Roussin de Morgex, Vien de Nus und Vuillermin. Zu den weissen Sorten zählen Completer, Himbertscha, Humagne Blanche, Lafnetscha, Petite Arvine, Planscher, Prié Blanc und Rèze.

 


 

Grand Cru de Salquenen

Mit dem 1988 eingeführten Qualitätslabel sorgte Salgesch für einen Meilenstein im Weinsektor. «In Salgesch waren wir schon immer verwöhnt und kelterten gute Weine», sagte Olivier Mounir. «Das Ziel der Grand-Cru-Richtlinien war es, auch die letzen 20 Prozent noch herauszuholen.» Die damit verbundene Ertragsbeschränkung, wie sie mittlerweile in der ganzen Schweiz gültig ist, war eine Pioniertat. Dies allein genügte ihnen aber nicht. Im gleichen Atemzug kreierten sie den ersten Schweizer Grand Cru Wein. So war der «Grand Cru de Salquenen» in den Anfangsjahren nicht nur der beste sondern auch der teuerste Weine eines Gutes.

Heute sieht die Situation anders aus. Viele Winzer produzieren Qualitätswein und der Grand Cru de Salquenen ist im breiten Angebot einer von vielen schönen Weinen.

 


 

1991 - AOC-Regelung wird eingeführt

Der Staatsratsbeschluss über die kontrollierten Ursprungsbezeichnungen (AOC) für Walliser Weine trat im Juli 1991 in Kraft und galt ab der Weinlese 1991. Das Wallis führte als erster Kanton eine kontrollierte Ursprungsbezeichnung für Landwirtschaftsprodukte, in diesem Fall für Wein, ein.

Schon in den 1940er-Jahren wurde der Schutz der Bezeichnungen Fendant und Dôle ins Auge gefasst. Die Bezeichnung Dôle ist seit 1959 geschützt, Fendant und Johannisberg seit 1966, Goron (deklassierter Dôle) seit 1998. Auch Walliser Roséwein wurde geschützt: Die Bezeichnung Œil-de-perdrix du Valais gilt seit 1963 für Roséwein aus Pinot-noir-Trauben. Die Bezeichnung Dôle blanche wurde 1971 verboten, da man befürchtete, sie könne auf dem Markt Verwirrung stiften. Nachdem ein Winzer jedoch Beschwerde einreichte, widerrief das Bundesgericht 1981 den Entscheid des Kantons, sodass die Bezeichnung Dôle blanche wieder erlaubt ist.

Seit 1982 regelt ein Beschluss die Ursprungsbezeichnungen für die Walliser Weine Fendant, Johannisberg, Pinot noir, Gamay, Dôle, Goron und weitere Weine. Viele Winzer reichten beim Bundesgericht Rekurs ein, da sie beispielsweise mit dem vorgeschriebenen Pinot-noir-Anteil am Dôle nicht einverstanden waren oder mit der Regelung, dass Walliser Weine nur im Kanton eingekellert werden dürfen. Das Bundesgericht bestätigte aber die kantonalen Bestimmungen. Letztlich kam der Kanton den Winzern entgegen und lockerte die Einkellerungsbestimmung. Seit 1986 müssen Walliser Weine nicht mehr im Wallis eingekellert, die Trauben aber zumindest hier gepresst werden. Die Einhaltung der Bestimmungen wird weiterhin vom Kantonslabor überwacht.

Aufgrund der Kommerzialisierung und der Entwicklung des Walliser Weinbaus wurden Ursprungsbezeichnungen notwendig, da Walliser Weine zunehmend exportiert wurden. Die Diskussionen um den Schutz der Marke Wallis haben dazu geführt, dass die Akteure des Walliser Weinbaus ihre Ziele genauer definierten. Die konkurrierenden Strukturen einigten sich und konnten mit Hilfe des Kantons ihre gemeinsamen Interessen schützen.

Die Rekordernten von 1982 und 1983 führten zu Absatzproblemen. Man versuchte, die überschüssigen Trauben als Traubensaft, Tafeltrauben oder Industriewein zu verkaufen. Langfristig konnten solche Massnahmen aber nicht gegen die Überproduktion wirken. In den 1980er-Jahren fielen die Traubenernten besonders üppig aus. Der Walliser Weinwirtschaftsverband OPEVAL schlug vor, jeweils einen Traubenstand pro Trieb zu entfernen, um den Flächenertrag zu beschränken. Diese Massnahme griff aber nicht, da sie sich unmittelbar auf das Einkommen der Winzer auswirkte. Diese waren hin und hergerissen: weniger produzieren und auf steigende Preise hoffen oder weiterhin das Maximum produzieren und die sinkenden Preise durch eine grössere Ernte kompensieren.

Eine Verarmung der Weinbauern drohte umso mehr, als die Ernte von 1989 noch üppiger ausfiel als jene von 1982. Die Notwendigkeit, die Ernten zu beschränken, war erwiesen. Ausserdem hatten Forschungen gezeigt, dass die Oechlsewerte sinken, wenn ein Rebstock zu viele Trauben trägt. Eine Ausdünnung war notwendig, um einen Qualitätswein zu erhalten. So kam die «grüne Weinlese» auf, das Ausdünnen, das den meisten Winzern zwar zuwider war, sich aber als notwendiges Übel erwies. Nach den schwierigen 1980er-Jahren strebte man die Einführung kontrollierter Ursprungsbezeichnungen an. Dies bedingte jedoch, dass die Gemeinden ein Rebenregister führten, und benötigte eine wissenschaftliche Grundlage, damit Qualität und Ernte mit dem Ertrag in Zusammenhang gestellt werden konnten.

Der AOC-Beschluss, der bereits für die Weinlese 1991 galt, legte die Ertragseinschränkungen fest, die in der Folge noch angepasst wurden. Jedem Winzer wird vor der Ernte mitgeteilt, wie viele Trauben er einkellern oder den Kellereien abliefern darf. Der Ertrag pro Quadratmeter ist für Chasselas auf 1,6 kg Trauben beschränkt, für Johannisberg auf 1,35 kg, für Pinot noir auf 1,3 kg, für Gamay auf 1,5 kg und auf 1,3 kg für weitere Rot- und Weissweine. Bei Überschreiten wird die ganze Ernte deklassiert und verliert das Anrecht auf die AOC-Bezeichnung. Die Gemeinden können, wenn sie es möchten, die Bezeichnung Grand Cru einführen, die noch stärkere Einschränkungen bedingt. Die AOC-Regelungen enthalten jedoch keine Angaben zum Mindestpreis für die Trauben. Massgebend für die Ursprungsbezeichnung ist der Zuckergehalt in Oechsle sowie die Beschränkung der Flächenerträge. AOC-Weine dürfen nicht verschnitten werden. Die Trauben müssen aus dem Wallis stammen und im Kanton gepresst werden. Eingeführt werden auch Lagebezeichnungen Die Bezeichnung «clos» gilt für die Ernte einer oder mehrerer Parzellen, die als solche im Kataster eingetragen sind oder durch einen Zaun, eine Mauer oder das Gelände von den Nachbarparzellen abgetrennt sind. Die Bezeichnung «domaine» gilt für Parzellen, die von gleicher Beschaffenheit sind, sich grundsätzlich am gleichen Produktionsort befinden und eine homogene Einheit bilden. Die Bezeichnung «château» gilt für Parzellen, die eine homogene Einheit bilden und zu einem Grundbesitz gehören, auf dem sich ein historisches oder traditionsgemäss als Schloss bezeichnetes Gebäude befindet. Weine, die nur eine geografische Ursprungsbezeichnung tragen (z. B. Wallis, Molignon), ohne Angabe der Traubensorte, sind AOC-Weine, bei Weisswein handelt es sich um Fendant, bei Rosé um Œil-de-perdrix, bei Rotwein um Dôle.

Die Überwindung der Krise der 1980er-Jahre brauchte viel Zeit. Die Konkurrenz billiger ausländischer Weine ist stark, die Importliberalisierung kommt den einheimischen Produzenten nicht entgegen. Ende des 20. Jahrhunderts beschleunigte sich die Diversifizierung des Walliser Weinbaus. Chasselas wurde ausgerissen, um anderen Sorten Platz zu machen. Die strengeren Anforderungen haben eine Entwicklung der Qualität der Walliser Weine ermöglicht. Die Hobbywinzer sind selten geworden. Junge Generationen wollen ihre Freizeit nicht mehr mit einer anstrengenden Tätigkeit verbringen, sodass viele Parzellen verkauft oder verpachtet werden. Angesichts ihrer alternden Genossenschafter und des fehlenden Nachwuchses schlug Provins vor, die Reben zu pachten und zu bewirtschaften, damit die Mindestmengen zur Sicherung der Rentabilität nicht unterschritten werden. Diese Entwicklung sowie die Zusammenarbeit und die Fusion verschiedener Kellereien hat zu einer Professionalisierung des Berufs des Winzers geführt.

 


 

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Nachrichten aus dem ganzen Kanton Wallis

Nur Oberwallis

Nur Unterwallis



 

Chronologische Auflistung der erstmaligen Nennung von Rebsorten im Wallis

Datum Rebsorte (Quelle)
20.Jan.
1313
Neyrun vermutlich Rouge du Pays (Register von Anniviers)
20.Jan.
1313
Humagny heute Humagne Blanche (Register von Anniviers)
20.Jan.
1313
Regy heute Rèze oder Resi genannt (Register von Anniviers)
1535 Muscatellum heute Muscat (Domkapitel von Sion)
21.Sept.
1540
Blantschier heute Plantscher (Brigerbad)
21.Sept.
1540
Gewess heute Gwäss, deutsche Bezeichnung für die Gouais Banc (Brigerbad)
29.Nov.
1586
Roten Rÿebe vermutlich Rouge du Pays oder Landroter, wie die Sorte deutsch genannt wird (Rat der Zehn von Visp)
29.Nov.
1586
Heÿda heute Heida und auch Paiën genannt, entspricht der Savagnin Blanc. Ein Synonym ist Traminer (Rat der Zehn von Visp)
1602 Arvina heute als Petite Arvine bekannt (Molignon, Buchhaltung von Adrien de Riedmatten)
1627 Lafnetscha (Niedergesteln bei Raron)
18.Sept.
1686
Amigne erscheint unter dem aktuellen Namen (Anweisungen zum Rebbau von de Riedmatten)
1654 Jiolaz heute Diolle (Domkapitel von Sion)
1675 Malvoisie erscheint erstmals in einem Buch mit Kochrezepten. Gemeint ist vermutlich ein kräftiger süsser Wein (aus mehreren weissen Sorten. Ob es sich bereits um Pinot Gris handelt ist nicht überliefert.
1707 Rouge du Pays wird auch Vieux Rouge du Pays genannt (Rechnungsbuch der Gemeinde Venthône)
1770 Himbertscha im Oberwallis (Chronik von Perrig)
ab 1800 Verschiedene Quellen empfehlen die Sorten Gwäss, Plantscher und Rèze auszureissen und durch Chasselas zu ersetzen (Beobachtungen von Joseph-François Luder 1763-1830)
ab 1800 Bei den blauen Sorten wird Bon Rouge, die vermutlich der Sorte Rouge de Fully entspricht, empfolen (Beobachtungen von Joseph-François Luder 1763-1830)
1812 Bernarde – entspricht der Prié aus dem Aostatal – erscheint zwischen Vétroz und Sierre (Hildebrand Schiner in der Beschreibung der Republik Wallis)
1812 Grosse Arvina wird in Riddes und Saxon angebaut (Hildebrand Schiner in der Beschreibung der Republik Wallis)
1812 Für die Rouge du Pays werden neue Bezeichnungen genannt: Baillio in Chontey und Vétroz sowie Petit Route und Gros Rouge (Hildebrand Schiner in der Beschreibung der Republik Wallis)
22.Feb.
1848
Der Staatsrat bestellt 50.000 Stecklinge Cortaillod Rouge eine Selektion der Pinot Noir in Neuenburg und ebenfalls 50.000 Stecklinge Fendant Blanc, ein Klon der Chasselas, im Kanton Waadt. (Sitzung des Staatsrats des Kantons Wallis)
1856 Dôle wird erst für die Sorte Gamay verwendet, später wird damit Wein aus Pinot Noir bezeichnet. Heute ist Dôle eine Assemblage aus Pinot Noir (mindestens 51%) und Gamay (Ferdinand Penon in Gazette du Valais)
1862 In diesem Jahr tauchen zahlreiche neue Rebsorten auf. Bordeaux bezeichnete Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon (In der Wochenzeitung Le Confédéré No. 95 erscheint eine Liste mit im Wallis kultivierten Rebsorten.)
1862 Blanc du Rhin bezeichnete Silvaner, die 1930 zu Johannisberg umbenannt worden ist. (In der Wochenzeitung Le Confédéré No. 95 erscheint eine Liste mit im Wallis kultivierten Rebsorten.)
1862 Johannisberg bezeichnete Riesling, die von Schloss Johannisberg im Rheingau den Weg ins Wallis gefunden haben soll. (In der Wochenzeitung Le Confédéré No. 95 erscheint eine Liste mit im Wallis kultivierten Rebsorten.)
1862 Zahlreiche Rebsorten wie Blanc d'Arbois, Giolay, Gorron, Gros Rouge Croquant, Polenceau, Rouge d'Italie, Teinturier und Veiret konnten keiner bekannten Sorte zugeordnet werden. (In der Wochenzeitung Le Confédéré No. 95 erscheint eine Liste mit im Wallis kultivierten Rebsorten. Der Autor der Auflistung ist nicht bekannt.)
1871 Marsanne heute meist als Ermitage bezeichnet. (Victor Dénériaz, vermutlich ist er der anonyme Autor des Artikels im Le Confédéré von 1862.)
1871 Rouge d'Italie entspricht der Grignolino aus dem Piemont. (Victor Dénériaz, vermutlich ist er der anonyme Autor des Artikels im Le Confédéré von 1862.)
1878 Malvoisie wird zum erstenmal der Sorte Pinot Gris zugeschrieben, aus der paradoxerweise ein Muscat genannter Wein gekeltert wurde. (Beschreibung der Walliser Rebsorten durch den Genfer Marc Micheli.)
1881 Räuchling oder Räuschling wird als Fendant Vert präsentiert, Juliette Lulio gilt als Frühreife Sorte Madeleine Rose oder Plant de Baar. Zahlreiche Phantasienamen gelten vermutlich der Isabella, die vielerorts als Hausrebe gezogen wird.
Zu dieser Zeit gab es farbliche Mutationen sowie lokal unterschiedliche Namen für die gleiche Sorte: Blanchette = Chasselas Suisse, Blanchette du Valais = Folle Blanche oder Blanchette de Savoie = Mondeuse Blanche (Die landwirtschaftliche Genossenschaft Sion präsentiert am Wettbewerb der Landwirtschaft in Luzern eine Liste mit zahlreichen im Wallis kultivierten Rebsorten.)
1885 Der französische Ampeolgraph Pulliat unterscheidet zahlreiche Varianten der Chasselas: Blanchette, Fendant Roux, Chasselas Doré, Fendant Jaune, Fendant Vert, Fendant de Hongrie / Chasselas Cioutat, Fendant Rose und Fendant Violet. (Victor Pulliat in der Nouvelle Gazette du Valais)
1885 Pulliat beschreibt erstmals die Haïden Rouge, eine als Rote Traminer bekannte Mutation der Savagnin Blanc sowie die Roth-Goron als Bezeichnung für die Eyholzer Rote. (Victor Pulliat in der Nouvelle Gazette du Valais)
1896 – 1905 Humagne Rouge, angebaut in Fully wird erstmals erwähnt (Schriftensammlung von Chorherr Maurice Besse, Konservator des Naturmuseums Wallis und Rebkommissär)
1898 Amignes, Malvoisie, Petite Arvine, Johannisberg und Hermitage sind vor dem Aussterben bedroht (Hopfner am internationalen Landwirtschaftskongress in Lausanne)
1903 Chardonnay auf einer isolierten Parzelle in Sierre (Eugène Durand)
1903 Bordeaux wird unterteilt in die Sorten Douce Noire, Petit Béclan und Cot/Malbec. Berget beschreibt auch Lachryma Christi als Frankenthal, Trollinger oder Schiava Grossa. (Adrien Berget in «Etude ampélographique des vignobles du Léman, du Valais et du Val d'Aoste»)
1906 Die Reblaus erreicht das Wallis. Nach und nach wurden alle Rebberge mit veredelten Reben neu bepflanzt. Dabei wurden zahlreiche neue, einfacher anzubauende und ertragreichere Sorten gepflanzt. (Zufferey-Périsset 2009)
1921 Chardonnay in grösseren Mengen wurde von Henry Wuillod auf der Domaine du Grand Brulé in Leytron angebaut (Henry Wouillod 1927, Vouillamoz 2009b)
1922 Auf Grand Brulé, dem Walliser Staatsweingut, machte Henry Wuilloud Anbauversuche unter anderem mit Silvaner x Riesling, Aligoté, Chenin Blanc und Completer sowie Merlot, Limberger/Blaufränkisch und Syrah. (Wuillod 1922)
1959 Goron, entlehnt von der Sorte Goron de Bovernier, wird zur Bezeichnung der Assemblage aus Pinot Noir und Gamay, welche die Qualität eines Dôle nicht erreicht. (Jean Nicollier, Direktor des Office cantonal de la viticulture)
1972 Nicollier benennt die Rouge du Pays als Cornalin. Den Namen entlehnt er der Sorte Cornalin aus dem Aostatal. (Jean Nicollier, Direktor des Office cantonal de la viticulture)
1985 Nicollier publiziert eine Liste der im Wallis angebauten Rebsorten. Darauf finden sich Sorten, die vorher noch nie genannt wurden: Ancellota, Freisamer, Furmint, Italia, Kerner, Melon, Nobling und Welsch Riesling (Nicollier)
2011

Im Wallis werden 51 Rebsorten angebaut. Seit der Liste von Nicollier sind einige neue, vor allem Kreuzungen/Neuzüchtungen dazugekommen: Charmont, Doral, Gewürztraminer, Roussanne, Sauvignon Blanc, Diolinoir, Gamaret, Garanoir sowie Seyval Blanc, Carminoir, Dornfelder, Dunkelfelder, Zweigelt, Léon Millot, Maréchal Foch oder Regent. Mindestens 96 Rebsorten sind einmal eingeführt und kultiviert worden. Einige davon sind wieder verschwunden. Drei Viertel der knapp 5’000 Hektar Rebfläche sind mit den Sorten Chasselas, Pinot Noir, Gamay uns Silvaner bestockt. Die autochthonen Sorten werden nur noch auf fünf Prozent der Rebfläche angebaut. (Register der Rebsorten, Kanotn Wallis, Office de la viticulture)


(Quelle: Origine des cépages valaisans et valdôtains von den Autoren José F. Vouillamoz und Giulio Moriondo.)