Hauptort: Sion
Fläche: 522’400 Hektar
Rebfläche: 4’975.92 Hektar, davon sind 1’886.08 Hektar weisse Sorten (38%) und 3’089.84 Hektar blaue Sorten (62%). Alle Walliser Rebberge zusammen entsprechen 33.43 Prozent der Rebfläche der Schweiz (Stand 2014).
=> Neuste Zahlen werden im April publiziert. Seit dem Jahr 2004 hat weinlandscheiz.ch Stimmen zum jeweiligen Weinjahr zusammengetragen. Link: Das Weinjahr
Der Reb- und Weinbau im Kanton hat einen gemeinsamen Nenner: das Klima. Im Norden schützen die Berner Alpen das Tal vor feuchten Luftmassen. Im Süden sind es die Walliser Alpen und das Mont-Blanc-Massiv. An den steilen Hängen wachsen Reben vom Genfersee auf 375 Meter über Meer bis hinauf auf 1’100 Meter über Meer in Visperterminen. Die meisten Rebberge sind terrassiert und dadurch nur schwer mechanisch bearbeitbar. Die Niederschlagsmenge in Sion beträgt lediglich 600 Millimeter pro Jahr, die Sonne scheint während durchschnittlich 2’000 Stunden. Der Sommer ist trocken und heiss. Der Herbst ist geprägt von grossen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht. Das fördert die aromatischen Komponenten der Trauben.
Blick von der «Bisse du Sillonin» oberhalb von St-Léonard in Richtung Sion. An den sonnigen, steilen und oft terrassierten Hängen gedeihen Reben bis auf 900 Meter über Meer. Die Bisses, auch Suonen genannt, sind künstliche Wasserläufe, mit denen Wasser zur Bewässerung über weite Distanzen hergeleitet wird.
Morgenstimmung in Varen und Aussicht in Richtung Sierre.
Die Diversität lässt sich am besten in Zahlen ausdrücken: Das Wallis produziert als grösster Rebbaukanton einen Drittel aller Schweizer Weine und ist ein Paradies für Weinfreunde auf der Suche nach neuen Erfahrungen. Dafür sorgen schätzungsweise 20’000 Rebbesitzer, etwa 500 Selbstkelterer sowie 190 Weinhändler, die sich über 12'000 Parzellen auf knapp 5'000 Hektar Rebfläche teilen und Weine mit persönlicher Handschrift keltern. Die Hauptsorten Pinot Noir, Chasselas und Gamay nehmen rund 71 Prozent der Rebfläche für sich in Anspruch. Mit all den Spezialitäten findet man bei einem selbstkelternden Winzer – der drei Hektar bewirtschaftet – nicht selten 25 bis 30 verschiedene Etiketten.
Herbststimmung: die Rebberge von Chamoson.
Dazu kommt eine Vielzahl an einheimischen und internationalen Rebsorten. Auf mittlerweile 24 Prozent der Rebfläche angebaut, rücken Weine aus autochthonen Sorten zunehmend ins Zentrum des Interesses. Beispiele sind die robusten, urwüchsigen Rotweine aus den Walliser Sorten Cornalin und Humagne Rouge, die edlen Weine aus Pinot Noir und Gamay – den beiden blauen Hauptsorten, die als Cuvée den Dôle ergeben – und Syrah-, Merlot- oder Cabernet-Weine, die sortenrein gekeltert oder als Assemblage internationale Vergleiche nicht scheuen.
Bei den Weissweinen reicht die Skala vom leichten, feinen Fendant über Amigne, Petite Arvine oder Heida bis zu den vollen, komplexen und süssen Spätlese-Spezialitäten. Auch bei den Weissweinen versuchen die Winzer ihr Glück immer mehr mit internationalen Sorten wie Chardonnay, Sauvignon Blanc oder Viognier.
=> Die Liste in der rechten Spalte zeigt die chronologische Reihenfolge, in der die einzelnen Rebsorten erstmals schriftlich erwähnt wurden.
Insgesamt stehen 60 Rebsorten im Ertrag.Viele tragen zudem nur im Wallis gebräuchliche Namen. So wird die Chasselas im Wallis Fendant genannt, die Pinot Gris heisst Malvoisie und die Silvaner wird als Johannisberg bezeichnet.
Die Rebberge von Martigny-Combe werden von der Strasse zum Col de la Forclaz durchschnitten.
Dazu kommt ein Puzzle von unterschiedlichen Böden: kalkreiche Schieferböden von geringer bis mittlerer Tiefgründigkeit wechseln ab mit tiefgründigen Kiesböden, mit oder ohne Kalk, die von Bergstürzen her stammen. Daneben findet man kalkreiche Schotterböden, Moränenböden, Löss und Schwemmlandböden. Um die Terroirs des Kantons zu kartografieren, hat das Wallis 2007 ein grosses Projekt in Angriff genommen.
Einzigartige Geschichten …
Der Weinbau im Kanton Wallis bietet viel Aussergewöhnliches. Neben den höchsten Rebbergen nördlich der Alpen auf 1’100 Metern über Meer bei Visperterminen, gedeiht in Leuk-Stadt an einer Hauswand die älteste Rebe der Schweiz. Vitis Antiqua genannt, trägt der im Jahr 1798 gepflanzte Cornalin-Rebstock noch jeden Herbst 12 bis 25 Kilo saftige Früchte. Von der alten Rebe liessen die in der Vereinigung «Vitis Antiqua» zusammengeschlossenen Winzer Sprösslinge veredeln, die sie in einem Muttergarten an bester Lage in Leuk pflanzten. Heute zählt der Cornalin «Vitis Antiqua 1798» zu den prämierten Schweizer Weinen.
Oberhalb von Saillon liegt der kleinste, in einem Katasterplan eingetragene Rebberg der Welt: La Vigne à Farinet. Auf einer Fläche von 1,618 Quadratmeter stehen nur drei Rebstöcke. Für den Rebschnitt und die Lese werden jedes Jahr Persönlichkeiten aus Sport, Kunst oder Politik eingeladen. An der Zeremonie teilgenommen haben bisher Zinedine Zidane, David Douillet, Caroline de Monaco, Roger Moore, Michael Schumacher, Hans Erni, Jane Birkin, Gilbert Bécaud, Claudia Cardinale, Mgr Gaillot, Sœur Emmanuelle, Danielle Mitterrand, Barbara Hendricks und viele mehr. Die Liste zählt mehr als 200 Personen. Pilger aus alle Teilen der Welt haben Steine aus ihrer Heimat mitgebracht. Darunter solche von der Chinesischen Mauer, den Pyramiden von Ägypten und der Berliner Mauer.
Der erste Besitzer war der Schauspielier Jean-Louis Barrault, der im Film nach der Romanvorlage von C.-F. Ramuz die Rolle des Farinet spielte. Danach gehörten die drei Reben dem Abbé Pierre. Der aktuelle Besitzer ist der Dalai Lama. Der Most der Farinet-Trauben wird in einer Cuvée von mehreren Tausend Litern vinifiziert. Der Erlös aus dem Verkauf des Weines dient karitativen Zwecken zugunsten benachteiligter Kinder.
Ein Blick in die Geschichte
Am 12. Juni 1052 schenkt Bischof Aymon von Sion seinen Chorherren das Schloss von Saillon und zwei angrenzende Weinberge. Dies ist die erste dokumentierte Erwähnung von Weinbergen im Wallis. Gemäss den Autoren des Buches «Rebe und Wein im Wallis – Die Geschichte von den Anfängen bis heute» lassen Funde von Tongefässen und einer Pollenkonzentration in Sedimenten den Rebbau im Wallis auf die Eisenzeit ab 800 vor Christus zurückdatieren. Auch der Handel mit dem benachbarten Val d'Aoste ist belegt. Die Wahrscheinlichkeit, dass bereits in der Frühzeit Reben über die Alpenpässe gebracht worden sind, ist gross. Vermutlich war eine davon die Rèze. Sie gilt als Nachkomme der Uva raeticaund ihre Mutter ist die Nebbiolo. Die Uva Raetica war die im südlichen Alpenbogen am weitesten verbreitete Rebsorte. Nebbiolo ist im Piemont und im Veltlin noch immer die Haupsorte.
Das älteste im Wallis gefundene Schriftstück, das Namen von Rebsorten nennt, ist das auf den 20. Januar 1313 datierte Register von Anniviers. Genannt werden neyrun, eine nicht näher bestimmte rote Sorte, humagny, die heutige Humagne Blanche und regy, die heutige Rèze. Man ist sich einig, dass mit neyrun die Sorte Rouge du Pays gemeint ist. DNA-Analysen haben ergeben dass Rouge du Pays eine spontane Kreuzung der Sorten Petit Rouge und Mayolet ist. Beide Sorten existieren in einer Reblage mit dem Flurnamen Neyran im Val d'Aoste. Die chronologische Auflistung in der rechten Spalte zeig auf, wann die einzelnen Rebsorten im Wallis zum erstenmal genannt worden sind.
Das Wallis und das Val d'Aoste sind ein Insel. Durch die geographisch Isolation der beiden Alpentäler konnten sich viele alte Sorten halten. Zu den blauen Sorten gehören Bonda, Cornalin, Cornalin d'Aoste, Crovassa, Durize, Eyholzer, Fumin, Goron de Bovernier, Mayolet, Ner d'Ala, Petit-Rouge, Prëmetta/Prié Rouge, Roussin, Roussin de Morgex, Vien de Nus und Vuillermin. Zu den weissen Sorten zählen Completer, Himbertscha, Humagne Blanche, Lafnetscha, Petite Arvine, Planscher, Prié Blanc und Rèze.
Grand Cru de Salquenen
Mit dem 1988 eingeführten Qualitätslabel sorgte Salgesch für einen Meilenstein im Weinsektor. «In Salgesch waren wir schon immer verwöhnt und kelterten gute Weine», sagte Olivier Mounir. «Das Ziel der Grand-Cru-Richtlinien war es, auch die letzen 20 Prozent noch herauszuholen.» Die damit verbundene Ertragsbeschränkung, wie sie mittlerweile in der ganzen Schweiz gültig ist, war eine Pioniertat. Dies allein genügte ihnen aber nicht. Im gleichen Atemzug kreierten sie den ersten Schweizer Grand Cru Wein. So war der «Grand Cru de Salquenen» in den Anfangsjahren nicht nur der beste sondern auch der teuerste Weine eines Gutes.
Heute sieht die Situation anders aus. Viele Winzer produzieren Qualitätswein und der Grand Cru de Salquenen ist im breiten Angebot einer von vielen schönen Weinen.
1991 - AOC-Regelung wird eingeführt
Der Staatsratsbeschluss über die kontrollierten Ursprungsbezeichnungen (AOC) für Walliser Weine trat im Juli 1991 in Kraft und galt ab der Weinlese 1991. Das Wallis führte als erster Kanton eine kontrollierte Ursprungsbezeichnung für Landwirtschaftsprodukte, in diesem Fall für Wein, ein.
Schon in den 1940er-Jahren wurde der Schutz der Bezeichnungen Fendant und Dôle ins Auge gefasst. Die Bezeichnung Dôle ist seit 1959 geschützt, Fendant und Johannisberg seit 1966, Goron (deklassierter Dôle) seit 1998. Auch Walliser Roséwein wurde geschützt: Die Bezeichnung Œil-de-perdrix du Valais gilt seit 1963 für Roséwein aus Pinot-noir-Trauben. Die Bezeichnung Dôle blanche wurde 1971 verboten, da man befürchtete, sie könne auf dem Markt Verwirrung stiften. Nachdem ein Winzer jedoch Beschwerde einreichte, widerrief das Bundesgericht 1981 den Entscheid des Kantons, sodass die Bezeichnung Dôle blanche wieder erlaubt ist.
Seit 1982 regelt ein Beschluss die Ursprungsbezeichnungen für die Walliser Weine Fendant, Johannisberg, Pinot noir, Gamay, Dôle, Goron und weitere Weine. Viele Winzer reichten beim Bundesgericht Rekurs ein, da sie beispielsweise mit dem vorgeschriebenen Pinot-noir-Anteil am Dôle nicht einverstanden waren oder mit der Regelung, dass Walliser Weine nur im Kanton eingekellert werden dürfen. Das Bundesgericht bestätigte aber die kantonalen Bestimmungen. Letztlich kam der Kanton den Winzern entgegen und lockerte die Einkellerungsbestimmung. Seit 1986 müssen Walliser Weine nicht mehr im Wallis eingekellert, die Trauben aber zumindest hier gepresst werden. Die Einhaltung der Bestimmungen wird weiterhin vom Kantonslabor überwacht.
Aufgrund der Kommerzialisierung und der Entwicklung des Walliser Weinbaus wurden Ursprungsbezeichnungen notwendig, da Walliser Weine zunehmend exportiert wurden. Die Diskussionen um den Schutz der Marke Wallis haben dazu geführt, dass die Akteure des Walliser Weinbaus ihre Ziele genauer definierten. Die konkurrierenden Strukturen einigten sich und konnten mit Hilfe des Kantons ihre gemeinsamen Interessen schützen.
Die Rekordernten von 1982 und 1983 führten zu Absatzproblemen. Man versuchte, die überschüssigen Trauben als Traubensaft, Tafeltrauben oder Industriewein zu verkaufen. Langfristig konnten solche Massnahmen aber nicht gegen die Überproduktion wirken. In den 1980er-Jahren fielen die Traubenernten besonders üppig aus. Der Walliser Weinwirtschaftsverband OPEVAL schlug vor, jeweils einen Traubenstand pro Trieb zu entfernen, um den Flächenertrag zu beschränken. Diese Massnahme griff aber nicht, da sie sich unmittelbar auf das Einkommen der Winzer auswirkte. Diese waren hin und hergerissen: weniger produzieren und auf steigende Preise hoffen oder weiterhin das Maximum produzieren und die sinkenden Preise durch eine grössere Ernte kompensieren.
Eine Verarmung der Weinbauern drohte umso mehr, als die Ernte von 1989 noch üppiger ausfiel als jene von 1982. Die Notwendigkeit, die Ernten zu beschränken, war erwiesen. Ausserdem hatten Forschungen gezeigt, dass die Oechlsewerte sinken, wenn ein Rebstock zu viele Trauben trägt. Eine Ausdünnung war notwendig, um einen Qualitätswein zu erhalten. So kam die «grüne Weinlese» auf, das Ausdünnen, das den meisten Winzern zwar zuwider war, sich aber als notwendiges Übel erwies. Nach den schwierigen 1980er-Jahren strebte man die Einführung kontrollierter Ursprungsbezeichnungen an. Dies bedingte jedoch, dass die Gemeinden ein Rebenregister führten, und benötigte eine wissenschaftliche Grundlage, damit Qualität und Ernte mit dem Ertrag in Zusammenhang gestellt werden konnten.
Der AOC-Beschluss, der bereits für die Weinlese 1991 galt, legte die Ertragseinschränkungen fest, die in der Folge noch angepasst wurden. Jedem Winzer wird vor der Ernte mitgeteilt, wie viele Trauben er einkellern oder den Kellereien abliefern darf. Der Ertrag pro Quadratmeter ist für Chasselas auf 1,6 kg Trauben beschränkt, für Johannisberg auf 1,35 kg, für Pinot noir auf 1,3 kg, für Gamay auf 1,5 kg und auf 1,3 kg für weitere Rot- und Weissweine. Bei Überschreiten wird die ganze Ernte deklassiert und verliert das Anrecht auf die AOC-Bezeichnung. Die Gemeinden können, wenn sie es möchten, die Bezeichnung Grand Cru einführen, die noch stärkere Einschränkungen bedingt. Die AOC-Regelungen enthalten jedoch keine Angaben zum Mindestpreis für die Trauben. Massgebend für die Ursprungsbezeichnung ist der Zuckergehalt in Oechsle sowie die Beschränkung der Flächenerträge. AOC-Weine dürfen nicht verschnitten werden. Die Trauben müssen aus dem Wallis stammen und im Kanton gepresst werden. Eingeführt werden auch Lagebezeichnungen Die Bezeichnung «clos» gilt für die Ernte einer oder mehrerer Parzellen, die als solche im Kataster eingetragen sind oder durch einen Zaun, eine Mauer oder das Gelände von den Nachbarparzellen abgetrennt sind. Die Bezeichnung «domaine» gilt für Parzellen, die von gleicher Beschaffenheit sind, sich grundsätzlich am gleichen Produktionsort befinden und eine homogene Einheit bilden. Die Bezeichnung «château» gilt für Parzellen, die eine homogene Einheit bilden und zu einem Grundbesitz gehören, auf dem sich ein historisches oder traditionsgemäss als Schloss bezeichnetes Gebäude befindet. Weine, die nur eine geografische Ursprungsbezeichnung tragen (z. B. Wallis, Molignon), ohne Angabe der Traubensorte, sind AOC-Weine, bei Weisswein handelt es sich um Fendant, bei Rosé um Œil-de-perdrix, bei Rotwein um Dôle.
Die Überwindung der Krise der 1980er-Jahre brauchte viel Zeit. Die Konkurrenz billiger ausländischer Weine ist stark, die Importliberalisierung kommt den einheimischen Produzenten nicht entgegen. Ende des 20. Jahrhunderts beschleunigte sich die Diversifizierung des Walliser Weinbaus. Chasselas wurde ausgerissen, um anderen Sorten Platz zu machen. Die strengeren Anforderungen haben eine Entwicklung der Qualität der Walliser Weine ermöglicht. Die Hobbywinzer sind selten geworden. Junge Generationen wollen ihre Freizeit nicht mehr mit einer anstrengenden Tätigkeit verbringen, sodass viele Parzellen verkauft oder verpachtet werden. Angesichts ihrer alternden Genossenschafter und des fehlenden Nachwuchses schlug Provins vor, die Reben zu pachten und zu bewirtschaften, damit die Mindestmengen zur Sicherung der Rentabilität nicht unterschritten werden. Diese Entwicklung sowie die Zusammenarbeit und die Fusion verschiedener Kellereien hat zu einer Professionalisierung des Berufs des Winzers geführt.
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