Angesichts des Narren-Schauspiels, das US-Präsident Donald Trump nahezu täglich mit seiner Zoll-Wut aufführt, drängt sich die nähere Betrachtung der Praxis von Weinexporten nach USA auf. Fazit: Ein Horror für Winzer, Ex/Importeure und Händler. Jetzt kommt auch noch die Dollar-Krise dazu.
Weit entfernt vom verbreiteten Image des Eldorados des freien Unternehmertums regulieren die Vereinigten Staaten Alkohol streng mit einer weitgehend dezentralisierten Gesetzgebung. Der 21. Verfassungszusatz ermöglicht es jedem der 50 Bundesstaaten, eigenständig Gesetze zu erlassen, wodurch ein komplexer Flickenteppich von Gesetzen entsteht, dessen Struktur die Folgen der aktuell angedrohten Zölle noch verschärft.
Auf US-Bundesebene gibt es zwei Behörden, die alkoholische Getränke regulieren: die FDA (Food and Drug Administration) und das TTB (Alcohol and Tobacco Tax and Trade Bureau). Letzteres vergibt Einfuhr- und Vertriebslizenzen für Wein, genehmigt Etiketten (u.a. Sulfitangaben) und Verpackungen, führt Qualitätskontrollen durch, erhebt Verbrauchssteuern und vieles mehr. Diese beiden Agenturen betreuen auch die amerikanische Weinproduktion.
Auf lokaler Ebene gibt es 50 Bundesstaaten, also 50 verschiedene Gesetze und Steuern, die den Umgang mit Alkohol (Wein) regeln. Diese sind entweder «control» oder «open». Im ersten Fall sind es die Gliedstaaten, die den Vertrieb und/oder das Vertriebsnetz kontrolliert. Im zweiten Fall ist es der private Sektor, der nach Erhalt einer Lizenz den Sektor verwaltet, der häufig durch ein dreistufiges System geregelt wird, das streng zwischen Hersteller, Vertreiber und Wiederverkäufer unterscheidet, um Monopole zu verhindern.
Bei Wein & Co weit entfernt vom freien Markt
Ein ausländischer Hersteller (Winzer) kann in den USA nicht direkt an einen amerikanischen Verbraucher verkaufen: Er muss einen (oder mehrere) Importeure (national oder regional) und je nach Bundesstaat einen (oder mehrere) Händler haben. Der Einzelhändler kann vor Ort im Geschäft oder außerhalb (zum Mitnehmen) verkaufen, manchmal auch beides. Schließlich hat jeder Bundesstaat Gesetze, die den Verkauf und Kauf in andere Staaten regeln. Die USA sind bezüglich Wein und Alkoholika weit davon entfernt, selbst für Amerikaner ein freier Markt zu sein. Das mehrstufige System macht die Weine von Stufe zu Stufe für die Kunden immer teurer.
So kommt es, dass zum Beispiel ein Wein aus Österreich, der beim Export 10 Euro pro Flasche kostet, durch Steuern und Zwischenhändler für den Endkunden gleich mal 50 Dollar kostet. Im Restaurant kostet die Flasche – trotz moderater Kalkulation der Wirte – dann locker einen Hunderter.
Die Zollerhöhung von vorerst 10 Prozent, die im April 2025 nicht den Exportländern, sondern den amerikanischen Käufern vorweg auferlegt wurde, liegt somit in der Verantwortung des Importeurs, der diese erst bei der Ankunft der Ware in einem US-Hafen bezahlt. Die Importeure versuchten sich mit diesen vorab in ihre Preise einkalkulierten Zöllen vor bösen Überraschungen zu schützen; schließlich ist die Ware per Schiff einige Zeit in die Staaten unterwegs, muss ab Verschiffung in Europa den Exporteuren (Winzern) bezahlt werden.
Mittlerweile ist nicht mehr von 10, sondern von 30 Prozent Zoll auf Exporte aus der EU die Rede. Dies hat natürlich Auswirkungen auf die gesamte Kette und auf den Endpreis für den Verbraucher. Aktuell gehen daher die Verkäufe von Weinen, speziell der Importweine stark zurück. Immer mehr kleinere oder finanzschwächere Händler sind zum Aufgeben gezwungen oder gehen pleite. Die großen reduzieren ihr Risiko durch vorsorgliche Preiserhöhungen und den Abbau von Lagerbeständen.
Neu hinzu kommt ein Umstand, der bisher wenig Beachtung fand: Die Talfahrt des Dollars gegenüber dem Euro verstärkt sich, der Dollar wird günstiger. Für Exporteure bedeutet das: Für ihre erlöste Dollar bekommen sie fast wöchentlich weniger Euro, womit ihre Umsätze im US-Export weiter sinken. Mitte Juli gab es für jeden Dollar nur noch 85 Cent, vor Trumps Zollrallye war das Währungsverhältnis in etwa 1:1.
Der Dollar geht auf Talfahrt, weil der Zollstreit die Wirtschaft erheblich schädigt, die USA unvorstellbar hoch verschuldet sind und das zuletzt beschlossene Steuerpaket in den USA, «Big Beauftiful Bill», Zitat Trump, die Staatsverschuldung auf neue Höhen treiben wird. In der Folge sinkt der Wert der Währung.
(Quelle: Vinaria, Österreichs Zeitschrift für Weinkultur)