2019-08-16

Zehn Jahre R3 – Räuschling vom Zürichsee

Die R3-Winzer luden zur Vertikal-Degustation an Bord des Schiffes «Ufenau» ein. Alle elf Jahrgänge des R3-Räuschlings wartete auf die Verkoster. Dazu wurden viele weitere Zürichseespezialitäten aus Küche und Keller serviert.

Da die Platzzahl auf dem Schiff beschränkt war, galt es sich rasch anzumelden. Wer sich kein Plätzchen auf dem Schiff sichern konnte, hatte die Gelegenheit die «R3»-Weine in einer Kurz-Degu am Pier zu probieren. Was ist R3? Wer sind die Winzer?

Die Winzer sind Monika und Matthias Hasler-Bürgi vom Weingut Rütihof in Uerikon, Rico und Susan Lüthi aus Männedorf sowie Alain und Marilen Schwarzenbach aus Obermeilen. «R» steht für eine Rebsorte und für Räuschling, wie sie heisst. Die Drei nennt die Winzer mit ihren unterschiedlichen Lagen und Böden. Auf der Rundfahrt von Obermeilen nach Uerikon und zurück zeigten die Winzer den Passagieren ihre mit Ballonen markierten Lagen.

Monica Hasler-Bürgi, Alain Schwarzenbach und Rico Lüthi präsentierten 11 Jahrgänge R3. (Bild Gabriel Tinguely)

Die Idee des R3 Räuschling wurde 2007 bei einem gemeinsamen Nachtessen der Winzerfreunde Monica Hasler Bürgi, Rico Lüthi und Hermann Schwarzenbach, dem Vater von Alain, geboren. Zusammen mit der Idee reiften auch die Räuschlingtrauben des Jahres 2008 heran und bald darauf war der Traubenmost für den ersten R3 Räuschling im Keller am Gären.

Das Freundschaftsprojekt ist eine Hommage an den Räuschling. Als Rarität und alte, typische Zürichseerebsorte liegt er allen drei Winzern am Herzen. Bei der Produktion wird kompromisslos auf Qualität bei kleiner Menge gesetzt. Von den drei Zürichseelagen mit unterschiedlichen Böden wird nur eine Selektion der besten Trauben für den R3 verwendet. Die ideale Traubenreife verhilft dem Wein dabei zu mehr Komplexität und schenkt ihm ein hohes Reifepotenzial.

Alle zu Verkostungswettbewerben eingereichten Jahrgänge wurden mit einer Gold- oder Silbermedaille ausgezeichnet. Vergessen gingen nur der 2008er und der 2017er.

Genauso wichtig wie die Rebsorte ist der Boden und seine Zusammensetzung für die Aromatik der Trauben und somit auch für den Wein. Der R3 vereint drei typische Bodenarten vom Zürichsee. Die R3-Rebstöcke wachsen an drei verschiedenen Reblagen auf drei unterschiedlichen, typischen Bodenarten des Zürichsees. In der «Aebleten» in Meilen gedeihen sie auf Sandstein-Verwitterungsboden mit sandigem Lehm, im «Risi-Rain» oberhalb Stäfa auf kieseligem Kalk-Mischboden auf Nagelfluh und im Stäfner «Lattenberg» auf tonig-lehmigem Boden (Latte = Lehm).

Der R3 wird aus einer Auslese der Hauptlese gekeltert. Das heisst, dass nur kleinbeerige Räuschlingtrauben und davon nur die schönsten und reifsten sorgfältig selek­tioniert und anschliessend zusammen vergoren werden. Der Räuschling ist eine charaktervolle und anspruchsvolle Rebe, die bei richtiger Pflege sortentypische Weine mit einer eleganten Säure hervorbringt. Für die Vinifikation der uralten Sorte kommt beim R3 auch eine uralte Hefe zum Einsatz. Das Resultat ist ein spannender, frischer und überhaupt nicht angestaubt wirkender Wein.

Im Jahr 2008 gelang mit der «Dornröschenhefe 1895» eine wahre Sensation: Aus einem 1895er Räuschling aus dem Keller des Weingutes Schwarzenbach konnte ein lebender Räuschling-Hefestamm (Saccharomyces cerevisiae) isoliert und aus seinem Schlafzustand (Dormancy) erweckt werden. Von Anfang wurde diese spezielle Hefe bei der R3-Kelterung verwendet. Ihr Einsatz knüpft nicht nur an eine Jahrzehnte alte Tradition an, sondern betont durch ihre besonderen Gäreigenschaften auch die sortentypische Aromatik und prägt die Harmonie und Vielschichtigkeit des R3 Räuschling.


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R3-Räuchling Vertikale

Der Räuschling ist eine Spezialität mit dezenter Frucht und eleganter Säure. In der Nase dominieren feine, florale Düfte, der Gaumen erfrischt sich an der Säure und der feinen Zitrusaromatik. Für einen Weisswein besitzt er ein ausserordentlich hohes Lagerungspotenzial. Mit der Reife entwickelt er vielschichtige Aromen und seine typische Mineralität. In der Folge werden nur die Jahrgangsunterschiede genannt.

2018 Pfirsichduft und weisse Blüten, ausgeprägtes Süsse-Säure-Spiel, bei dem die Süsse gewinnt. Lang, reich und mit fülligem Körper. Ein Vertreter eines sehr warmen Jahres. Bleibt abzuwarten, wie sich der Wein entwickelt. 16/20 Punkte

2017 Betört mit Zitrusnoten und reichlich Petrol. Dazu kommt viel Mineralität (Fruchtbitterer Geschmack, der an nasse Steine erinnert). Die Säure ist filigran und erfrischend. Viele Trauben im Abgang. 17/20 Punkte

2016 Ein Traumjahr in Bezug auf Qualität und Quantität. Exotische Früchte vie Ananas und Mango stehen im Vordergrund. Der Wein ist trinkig, saftig, hat Schmelz und reichlich Salz im Abgang. 18,5/20 Punkte

2015 Viel gelbe Frucht, süsse Opulenz sind Anzeichen einer ersten Reife. Füllig-eleganter Körper, etwas flach im Abgang. Auch wieder ein heisses Jahr. 16/20 Punkte

2014 Das intensive Bouquet duftet nach Zitrusfrüchten und Harz. Straffe Struktur, etwas grün und die knackige Säure verleiht dem R3 etwas Riesling-haftes. 18/20 Punkte

2013 Diese Flasche zeigte sich etwas gereift mit Aromen von gekochtem Pfirsich und Süssmost – was aber nicht am Wetter des Verkostungstages lag. Sehr hohe Säure und trocknend im Nachhall. 16/20 Punkte

2012 Verspielt gelbe Frucht, Zitrone und ätherische Aromen wie Fenchel und Sternanis. Salzige Mineralität und knackige Säure, Fülle und saftig lang im Abgang. 18/20 Punkte

2011 Grossartige Frische. Etwas Rauch, Zitrone und nasse Steine. Weinig, kräftig, lang. Sehr schön gereift. Ein grosser Wein. 19/20 Punkte

2010 Dieser Jahrgang hat polarisiert. Tiefes Zitronengelb deutet auf fortgeschrittene Reife hin. Zitrone ist die einzige Frucht. Rauch und Stein sind würzige Komponenten. Dazu kommte grüne, kräutrige Noten. Trocken, weinig, frische Säure und Eleganz ziehen sich in die Länge. 19,5/20 Punkte

2009 Kandierte Zitrone duftet intensiv. Melone bringt Süsse und Opulenz in den Wein. Gereift. 17,5/20 Punkte

2008 Intensives Bouquet, wie von einer anderen Welt, edle Reife mit viel Zitrone, gelben Früchten und Petrolnoten. Filigrane Säure im Auftakt wird kräftiger und endet mit einer Pfeffernote. Säure spannt Bogen und Frucht hält lange an. Vibrierend, komplex und genial anders als alle anderen R3. 20/20 Punkte