2021-08-11

Pilze und Unwetter zerstören einen Teil der Weinernte

Im Kanton Zürich rechnen die Winzer mit einem Ernteausfall von gut 50 Prozent. Im Kanton Bern gibt es weniger Bio-Wein.

2021 ist für Winzerinnen und Winzer kein gutes Jahr. Zu schaffen machten ihnen die heftigen Niederschläge der letzten Wochen. Hagel und Sturm führten an gewissen Orten zu riesigen Ernteausfällen. Besonders betroffen sind die Weinbauregionen am Zürichsee und im Zürcher Weinland. «In diesen Regionen wurden zum Teil bis zu 90 Prozent der Reben zerstört», sagt Markus Leumann von der Fachstelle Rebbau der Kantone Zürich, Schaffhausen und Thurgau. Ein Totalschaden. Einige Winzerinnen und Winzer sprechen gar von einem der schlechtesten Weinjahre in den letzten zwanzig Jahren.

Wie gross die Ernteausfälle tatsächlich sein werden, könne er noch nicht beziffern, so Leumann. «Unsere Schätzungen gehen derzeit von circa 50 Prozent weniger Ernte aus.» Die nächsten Wochen bis zur Ernte seien aber entscheidend.

Grosse Unterschiede
Auch im Kanton Waadt sind die Schäden beträchtlich. «Diesen Sommer sind alle Launen des Wetters zusammengekommen», sagt Olivier Viret vom Waadtländer Weinbau-Kompetenzzentrum. In Concise am Neuenburgersee hat der Hagel auf 40 Hektaren alles verwüstet. «Da ist kein Blatt, kein Zweig übrig geblieben.» Die Verluste für den ganzen Kanton Waadt könne man derzeit aber auch noch nicht benennen, so Viret.

«Da ist kein Blatt,
kein Zweig übrig geblieben.»
Olivier Viret Weinbau-Kompetenzzentrum Kanton Waadt

Von grossen Hagelschäden grossmehrheitlich verschont geblieben ist dagegen der Kanton Graubünden. «Im Gegensatz zu anderen Regionen sind wir mit einem blauen Auge davon gekommen», so Walter Fromm von der Fachstelle Weinbau. Er rechnet deswegen nicht mit grossen Ertragsausfällen. Nicht verschont geblieben sind die Bündner Winzerinnen und Winzer aber vom sogenannten falschen Mehltau. Diese Pilzkrankheit kann sich bei hoher Feuchtigkeit ideal ausbreiten.

Welche Zerstörung Hagel anrichten kann, zeigt das Bild von einem Rebberg in Dardagny bei Genf. (Bild: Keystone)

Von der Feuchtigkeit gab es in den letzten Wochen zu Genüge. «Wir hatten während neun Wochen immer wieder Niederschläge», sagt Markus Leumann von der Fachstelle Rebbau. Der falsche Mehltau habe sich daher explosionsartig ausgebreitet. Besonders betroffen vom falschen Mehltau sind auch die berühmten Weinterrassen des Lavaux zwischen Lausanne und Vevey. Gerade an dieser steilen Hanglage sei es sehr aufwändig, Fungizide zur Bekämpfung der Pilze zu spritzen, sagt Olivier Viret vom Waadtländer Weinbau-Kompetenzzentrum. So war es den Winzerinnen und Winzern kaum möglich, mehrmals wöchentlich zu spritzen.

Weniger Bio-Wein im Kanton Bern
Im Kanton Bern wiederum bauen eigentlich 40 Prozent der Winzer Bio-Wein an. Doch der starke Befall mit der Krankheit führt dazu, dass einzelne ebenfalls wieder zu stärkeren Fungiziden greifen. Ihr Wein wird deshalb kein Bio-Label erhalten. Eine unschöne Konsequenz, die aber unvermeidbar ist: «Sie können sich einen Totalausfall finanziell nicht leisten», sagt Jürg Maurer, Rebbaukommissär im Kanton Bern.

«Die Natur ist unerbittlich.»
Markus Leumann Fachstelle Rebbau
der Kantone ZH, SH, TG

Dieses Jahr verzeihe keine Fehler, sagt Markus Leumann von der Fachstelle Rebbau der Kantone Zürich, Schaffhausen und Thurgau. «Die Natur ist unerbittlich.» Und sein Kollege Jürg Maurer aus Bern meint, dass die Krankheit, anders als der Hagel, die Winzer in der ganzen Schweiz auf eine Art auch vereine: «Es sind alle im selben Boot bezüglich dieser Krankheit.»

Mengenmässig dürfte das Weinjahr 2021 deshalb bescheiden ausfallen. Über die Qualität hingegen lässt sich noch nichts sagen. Sei es in den nächste Wochen trocken und warm, so das Fazit der Winzer, dürfe man sich trotzdem noch auf einen guten Tropfen mit Jahrgang 2021 freuen.

(Quelle: srf)


Zurück