Es ist die Hölle. Der Tag nach Thanksgiving – dem Tag, an dem Gott für alles Gute gedankt wird, ähnlich dem Erntedankfest bei uns – beginnt in den USA mit dem Black Friday das Weihnachtsshopping. Gedankenlos wird Rabatten hinterher gejagt. Manch ein Produkt wird eingekauft weil es primär günstig, wenn nicht gar billig, ist – nicht weil es gebraucht wird. Bald geht das Interesse daran verloren. Weil es ja wenig kostete, ist der Verlust nicht gross und das Produkt landet im Abfall. Die Produktion von Ramsch ist ein erfolgreiches Geschäftsmodell. Wenig Beachtung finden dagegen die Ressourcen und die Entsorgung...
Nun also schwappt dieser Wahnsinn auch in die Schweiz. Etwa so, als hätten wir noch nicht genug Billig-Anbieter, Aktionen oder Sonntags- und Abendverkäufe. Und dieser Wahnsinn macht selbst vor dem Weinhandel nicht halt. Mehrere Weinhäuser, Produzenten und Händler, verleiteten ihre Kundschaft online mit Rabatten von 20 Prozent und mehr zum Einkauf. Die grossen Player Coop und Denner machen es vor. Müssen deshalb mittlere und kleine Weinhändler/Produzente nachäffen? Wird dadurch das Lebensmittel, das denkmalmässig zum Lifestyle-Produkt erhoben wurde und für gute Margen in der Wertschöpfungskette sorgte, nicht vom Sockel gestossen?
Dass Schweizer Winzer sich in diesen Strudel hineinreissen lassen, ist Anbetracht der Situation äusserst bedenklich. Auch sind solche Aktionen dem Renommee nicht wirklich dienlich. Zudem könnten die drei mengenmässig schwachen, qualitativ jedoch hervorragenden Jahrgänge 2013, 2014 und 2015 dazu genutzt werden, mit der «gottgegebenen» Qualität das Image des Schweizer Weins im Premium-Bereich zu positionieren und dafür entsprechende Erlöse zu generieren. Die Natur hat den Ball ins rollen gebracht, spielen müssen ihn die Winzer und Weinhändler jedoch selber – ohne sich im Nachhinein über vertane Torchancen zu beklagen.