2010-10-15

Berner Weinmesse feiert mit «Top of Swiss Wines» ihr 40-Jahre-Jubiläum

Die Berner Weinmesse lädt ein zu einer Reise durch einheimische Weinbauregionen und lokale Weinkeller: Im Fokus der diesjährigen Ausgabe zum 40-Jahr-Jubiläum stehen die besten Schweizer Weine. Winzerinnen und Winzer aus allen Weinbauregionen präsentieren ihre prämierten Produkte an einem gemeinsamen Stand gleich selber.

«Top of Swiss Wines» – das bedeutet so viel wie eine grosse Vielfalt an Landschaften und Rebsorten, ständig steigendes Wissen und eine reiche Auswahl an grossen Weinen aus dem kleinen, aber feinen Weinbauland Schweiz. Kredenzt von Menschen, die mit Recht stolz sind auf ihre Produkte, und die ihren Beruf mit Leidenschaft ausüben. Vom Blaufränkisch aus der Deutschschweiz über den Petite Arvine aus dem Wallis bis hin zum Chardonnay aus dem Drei-Seen-Land: Eine qualitativ hochstehende Palette an traditionellen Weinen und auch Spezialitäten stehen am grossen Schweizer Stand im Mittelpunkt.

«In der Schweiz sind hervorragende Winzerinnen und Winzer am Werk»

Qualitativ können sich Schweizer Weine je länger je mehr mit den Besten der Welt messen. Jacques-Alphonse Orsat, Präsident von Swiss Wine Promotion, erklärt, warum Schweizer Weine immer besser werden, und was er für deren Vermarktung tun will. Die Fragen hat die Berner Weinmesse gestellt.

Herr Orsat, wie wird der Jahrgang 2010 in der Schweiz?
Nach dem hervorragenden Jahrgang 2009, der quantitativ wie qualitativ besonders gut war, sind die Voraussetzungen für eine qualitativ gute Ernte 2010 gegeben. Jedoch müssen wir mit einer kleineren Menge rechnen.

Die Qualität der Schweizer Weine hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Das Erfolgsrezept?
Seit der Freigabe des Weinkontingents setzen Produzenten klar auf Qualität statt auf Quantität. Reduktionen der Ertragsmengen führen zu besserer Qualität. Zudem ist das Know-how insgesamt für die Produktion von Wein stark gestiegen. Und dies eigentlich unter erschwerten Bedingungen: Wir dürfen nicht vergessen, dass es in unserer Branche länger dauert, als in anderen, um wertvolle Erfahrungen zu sammeln: Der Zyklus von der Traube zum Wein dauert immer ein Jahr, wir haben nur eine Ernte, nicht mehrere.

Gute Qualität hat ihren Preis.
Wir sind im unteren Preissegment tatsächlich nicht konkurrenzfähig, im mittleren und höheren jedoch sehr wohl. Unsere im Vergleich zum Ausland verhältnismässig hohen Preise sind auf hohe Land- und Lohnkosten sowie schwierige steile Lagen zurückzuführen. Wettmachen können wir dies beispielsweise, indem wir die Produkte diversifizieren und eben die Qualität steigern. Immer mehr gut geschulte Spezialisten bereichern heute unsere Branche. Sie bringen einen Teil des erwähnten Know-hows mit.

Das steigende Interesse am Schweizer Wein zeigt sich einerseits in den Verkaufszahlen. Woran noch?
An der Anerkennung! In Wettbewerben erzielen Schweizer Weine immer mehr auch international sehr gute Noten. Zudem wird die Qualität zunehmend auch von anspruchsvollen Kunden und Restaurateuren anerkannt.

Wie kommen unsere Weine grundsätzlich im Ausland an? Es gab Zeiten, da wurden das kleine Weinland Schweiz mit seinen Weinen eher belächelt.
Schweizer Wein wird in ausländischen Fachkreisen sehr wohl ernst genommen. Einige bekannte Weine haben unterdessen ein gutes Image erzielt – eine gute Voraussetzung für die Förderung des Images auch im Inland. Jedoch fehlen uns die finanziellen Möglichkeiten, die ausländischen Märkte systematisch zu bearbeiten. Im Hinblick auf die eher kleine Produktionsmenge stehen diese Bemühungen auch nicht im Vordergrund.

Welche Region sticht besonders hervor?
Auch wenn sich nicht jede Region für Spezialitäten oder eine breite Palette an Rebsorten eignet, produziert heute jede der sechs Weinbauregionen absolut hochstehende Weine. Überall in der Schweiz sind hervorragende Winzerinnen und Winzer am Werk.

Gibt es nach wie vor «sichere» Rebsorten?
Pinot Noir ist in der Schweiz die meistgepflanzte Rebsorte, bei den Weissen ist es die Chasselas-Traube. Genau bei diesem Thema zeigt sich unsere Stärke: Ein Pinot Noir drückt die Charakteristik seiner Herkunft aus. In jeder Region, sei es die Ostschweiz, das Waadtland oder Neuenburg, sind diese Differenzen merkbar. Diese Nuancen zu entdecken ist wunderbar. Bei den Spezialitäten hat sich in den letzten Jahren als eines von vielen Beispielen Petite Arvine etabliert. Doch wir müssen auch aufpassen, dass sich die Konsumenten in zu vielen Spezialitäten nicht verlieren. Ein zu grosses Sortiment erschwert nicht zuletzt auch die Vermarktung.

Stichwort Vermarktung: Was genau ist die Aufgabe von Swiss Wine Promotion?
Wir vertreten die Weinbauregionen gegen aussen. Unsere Aufgabe ist es, imagefördernde Massnahmen und Aktivitäten zu entwickeln. Eine 2009 in unserem Auftrag durchgeführte Marketingforschung hat bestätigt, dass die Qualität unserer Weine überzeugt. Von der Überzeugung braucht es nun noch den Schritt zum regelmässigen Kauf – diesen wollen wir fördern.

Wie wollen Sie das erreichen, und wer unterstützt Sie dabei?
Für 2011 ist eine grosse Werbekampagne geplant, welche das vielfältige Know-how der verschiedenen Regionen thematisiert. Gleichzeitig fahren wir weiter mit Beteiligungen und Auftritten an Events wie zum Beispiel der Berner Weinmesse 2010, wo Schweizer Produzenten mit ihren prämierten Weinen an einem gemeinsamen Stand vertreten sind. Unsere Aktivitäten werden unter Einhaltung strenger Richtlinien durch den Bund mitfinanziert, wobei die Regionen Projekte jeweils vorfinanzieren müssen.

Welches Ziel steht für Sie als Präsident von Swiss Wine Promotion im Vordergrund?
Es ist mir ein grosses Anliegen, die Regionen zu vereinen und die Konkurrenz untereinander zu beseitigen. Jede Region soll ihrer Grösse und Möglichkeiten entsprechend eine Stimme erhalten – alle bilden sie zusammen die Schweizer Weinwelt. Ausserdem wünsche ich mir, dass die Getränkekarten in schweizerischen Restaurants künftig zu mindestens 20 bis 30 Prozent aus Schweizer Weinen bestehen!

Die Berner Weinmesse dauert noch bis zum 24. Oktober 2010.


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