Alles begann mit einer Weinreise aus Graubünden an die Mosel und einer Flasche Scharzhofberg Auslese. Nach diesem «Erweckungserlebnis», wie Daniel Vollenweider dies nennt, war klar: es muss (!!!) ein eigenes Riesling-Weingut sein, und ein Berge versetzender Enthusiasmus sowie die Hilfe von Freunden glichen aus, was an Kapital schlichtweg nicht vorhanden war.
Aus dem Stand heraus mit höchstem Lob bedacht, zählt das Weingut Vollenweider heute mit zur Spitze des Anbaugebietes Mosel. Ihm und einigen lieben Kollegen und Kolleginnen ist es auch zu verdanken, dass die alte Weinhandelsstadt Traben-Trarbach bei Weinfreunden heute wieder einen klangvollen Namen hat, und nicht mehr nur im Abglanz ihrer Geschichte lebt.
Die Ausrichtung des Gutes auf zunächst praktisch ausschliesslich süsse Weine ist inzwischen Geschichte, auch im trockenen Bereich steht ein substanzielles Sortiment zur Verfügung. Egal jedoch, welche Geschmacksrichtung: Vollenweiders Weine sind stets von Typizität und Brillanz geprägt und bilden die Vorgaben der Natur jedes Jahr aufs neue so genau wie möglich ab. Es sind authentische Steillagen-Rieslinge, die Tradition, Aktualität und Zeitlosigkeit wie selbstverständlich vereinen und eindrucksvoll demonstrieren, warum das Tal der Mosel eines der zwei, drei grössten Weissweingebiete der Erde ist.
«Als klassisch ausgerichtetes Mosel-Weingut bieten wir ausschliesslich Rieslingweine an, in der gesamten geschmacklichen Bandbreite von trocken bis edelsüss», erklärt Vollenweider. «Sie stammen aus derzeit drei Herkünften, der Wolfer Goldgrube (unserem «Stammweinberg»), dem Schimbock und dem Kröver Steffensberg.»
Die trockenen Weine werden gemäss der inzwischen weit verbreiteten internationalen Konvention als Gutswein, Ortswein und Lagenwein ettiketiert. Süsse Gewächse sind entsprechend des traditionellen deutschen Prädikatswein-Systems abgestuft. Die in einem Jahrgang tatsächlich erzeugten Qualitäten richten sich nach den jeweiligen Gegebenheiten – nicht jedes Jahr mag es daher jeden Wein geben, und Ausnahmen können durchaus vorkommen; die Natur hat hier das letzte Wort …
Der Ausbau der Weine erfolgt extrem schonend, mit so wenig Eingriffen in die natürlichen Prozesse wie möglich und ohne Schönung. Somit sind alle unsere Gewächse vegan.
Ausgehend von wenig mehr als ein Hektar in der Wolfer Goldgrube ist das Weingut heute auf eine Fläche von rund fünf Hektar angewachsen. Alle Wingerte sind Schiefersteillagen. «Wir verfügen über einen beachtlichen Bestand an uralten ( > 80 Jahre), wurzelechten Rebstöcken. Die Reben werden naturnah beziehungsweise teilweise nach biologischen Gesichtspunkten gepflegt, bei Neuanlagen achten wir auf eine hohe Pflanzdichte.»
Wolfer Goldgrube
Der «Stammweinberg». Hier kaufte und pachtete Daniel Vollenweider 1999 die ersten Parzellen. Heute sind «Wolfer Goldgrube» und «Weingut Vollenweider» bei Weinliebhabern praktisch Synonym. «Und darauf sind wird dann doch schon ein wenig Stolz.» In diesem Weinberg stehen Vollenweiders ältesten Reben, und er pflegt inzwischen vier der Gesamtfläche von 7,5 Hektar.
Die Goldgrube liefert Weine mit intensiver, verspielt-würziger Frucht, die gelegentlich fast tropische Anklänge zeigt, und einer substanziellen Mineralität. Sie brauchen oft einige Zeit, um sich voll zu öffnen. Die Böden bestehen hier aus weitestgehend grauem Schiefer, mit einigen Adern einer eher rötlichen Varietät. Die Ausrichtung des Hanges von Süden nach Westen ermöglicht eine lange Reifeperiode, was der Aromenbildung immensen Vorschub leistet. Felsnasen, Steilwände und Trockenmauern bilden dabei zusätzliche Wärmespeicher.
Schimbok
Dieser völlig in sich geschlossene Weinberg liegt als reine Westlage etwa 400 Meter flussabwärts von der Goldgrube. «Wir bewirtschaften ihn seit dem Jahrgang 2005. Er bringt Weine hervor, die eher «erdverbunden» wirken, mehr die mineralische Tiefe und Struktur betonen als die schiere Frucht. Die Reben wachsen hier auf grauem bis graublauem Schiefer.»
Optisch brilliert der fast 0,5 Hektar grosse Weinberg mit seinen teils kunstvoll in Bögen gesetzten mächtigen Trockenmauern und den ihn umschliessenden gewaltigen Schiefersteilwänden. «Über den eigenwilligen Namen konnten wir trotz intensiver Recherche bislang leider nichts in Erfahrung bringen. Wir freuen uns jedoch immer wieder über seine prägnante Einzigartigkeit und die Tatsache, dass er heute exklusiv mit unserem Weingut verknüpft ist.»
Krövner Steffensberg
Mit der Herkunftsbezeichnung Kröv wird vor allem den berühmt-berüchtigten «Nacktarsch» verbunden. Selbst wenn dieser durchaus auch ansprechend sein kann – manche Lagen der Gemarkung können Rieslinge ganz anderen Formats hervorbringen. Insbesondere der Steffensberg, flussaufwärts an die Wolfer Goldgrube anschliessend. In dieser grossartigen Südost- bis Ostlage wachsen auf tiefgründigen Grauschieferböden mit guter Wasserversorgung Weine, die meist etwas fruchtbetonter und jung leichter zugänglich sind als jene der Goldgrube; mit kräuterig-feiner Nase und Aromatik, schöner reifer Säurestruktur sowie grosser Klarheit. Wir bewirtschaften hier 0,5 Hektar.
Die relativ offene Geländestruktur des Steffensberges sorgt in den meisten Jahren für sehr gesunde Trauben. «In 2014 haben wir hier auch einen trockenen Top-Wein abgefüllt – was deutlich zeigt, welches Potenzial wir diesem Weinberg beimessen.»
Gualt Millau 2015
«Im Jahrgang 2014 hat Daniel Vollenweider super gearbeitet. Seine Rieslinge sind extrem sauber und klar, alles andere als selbstverständlich in diesem von Fäulnis geplagten Herbst. Zu 60 Prozent trocken baut er seine Weine aus. Der Wolfer Riesling hat tolles Spiel, ist zart und dicht zugleich und klingt lange nach. Das Grosse Gewächs aus der Wolfer Goldgrube und der Kröver Steffensberg sind gelungene Beispiele, wie trockene Moselrieslinge ihrer südlichen Konkurrenz Paroli bieten können: mit grosser Eigenständigkeit und Kraft bei typischer Feinheit. Von den nachgereichten trockenen 2013ern liegt der Schimbock eindeutig vorne. Es ist ein dichter, fülliger und fordernder Riesling. Erneut grossartig sind auch die fruchtsüssen 2014er Rieslinge ausgefallen, wobei uns der Kabinett am meisten beeindruckt hat: hochfeine Art und wunderbar saftig.»
2014 Riesling Felsenfest trocken 86 P
2014 Wolfer Riesling trocken 89 P
2014 Kröver Steffensberg Riesling trocken 91 P
2014 Wolfer Goldgrube Riesling »Grosses Gewächs« 91 P
2013 Riesling Schimbock trocken 90 P
2014 Wolfer Goldgrube Riesling Kabinett 91 P
2014 Kröver Steffensberg Riesling Spätlese 91 P
2014 Wolfer Goldgrube Riesling Spätlese 92 P
Gault Millau 2014
«Welche enormen Qualitätsanstrengungen in dem verregneten Herbst 2013 Daniel Vollenweider unternommen hat, zeigt allein der Blick auf den spärlichen Ertrag: gerade mal 18 Hektoliter pro Hektar hat er geerntet. {…} Der Kabinett aus der Goldgrube ist frisch und knackig und ausgesprochen trinkanimierend. Während die Spätlese aus dem Steffensberg an frische Zitrusfrüchte erinnert, zeigt jene aus der Goldgrube eine durchgängig noble Art. Gekrönt wird die beeindruckende Kollektion von der Auslese Goldkapsel mit sehr feinen Botrytis-Noten. Seine trockenen Weine füllt Daniel Vollenweider meistens recht spät im Folgejahr ab. Deshalb hat er auch zwei 2012er in diesem Jahr nachgereicht, wobei der «Schimbock» diesmal eindeutig vorne liegt. Es ist ein Riesling von grosser Präzision und Länge, schiefrig und mineralisch.»