2016-09-21

Die 5. Weinschweiz – Peter Wildbolz, Frankreich

Tief im Süden Frankreichs, in der aufstrebenden AOC Coteaux Languedoc – La Clape liegt das Weingut Mas du Soleilla. Es ist eingebettet in eine üppige Garrigue (typische Vegetation mit Aleppo-Pinien, Wildformen von Thymian, Rosmarin, Wacholder, Steineiche) und das Mittelmeer in Sichtweite. Die zerklüftete Hügelkette, die parallel dem Küstenverlauf folgt, bietet den Reben außerordentliche Wachstumsbedingungen. Klima, Vegetation und Bodenbeschaffenheit: Alles zusammengenommen prägt das unvergleichliche Terroir, dessen Potential die Schweizer Winzer Christa Derungs und Peter Wildbolz in ihren Weinen erspüren und zur Geltung bringen.

Interview mit Peter Wildbolz

(Gabriel Tinguely, September 2016)

Peter Wildbolz, was hat Sie bewogen auszuwandern?
Schon als Kind war ich oft auf dem Weingut meiner Grosseltern (DKP. Gard, Languedoc). Dort hatte ich das Wesentliche erlebt und gelernt, was den Weinbau betrifft. Das Auswandern, war eine Art Rückkehr zur Quelle.

Wie kamen Sie zu Ihrem heutigen Weingut?
Das Weingut Mas du Soleilla gab es in der Vergangenheit nicht. Wir hatten lange im Languedoc nach einem Weingut gesucht. Irgendwann mal entschlossen wir uns, nach Reben zu suchen. So begannen wir mit 15 Hektar und bauten dann sukzessive auf.

Gab es Anfangsschwierigkeiten?
Solche gibt es immer. Die gröbsten betroffen das Amtliche, Behörden, Banken. Ein wahrer Dschungel. Es gibt keine To Do Listen, oder jemand der Übersicht verschafft und entsprechend beraten kann. Schritt für Schritt entdeckt man neue Auflagen oder Dokumente welche zu schaffen und einzureichen sind. Ein echter Hürdenlauf, welcher die Ausdauer auf die Probe stellt.

Was machten sie anders als ortsansässige Winzer/Weinmacher?
Ich denke jeder Winzer hat seine Kenntnisse, Erfahrungen und Methoden. Bei uns ist das Handwerkliche im Vordergrund, dies als Mechanik der Qualitätskontrolle.
Ja wir sind wohl von den letzten, welche von Hand ernten. Vieles sind dann Details auf welche sich eine Eigenart abstützt.

Welches ist aktuell ihre grösste Herausforderung?
Diese betrifft wohl eher einige meiner Nachbarn. Es sind die seit zehn Jahren enorm sinkenden Niederschläge. Dann gilt es auch, den klimatischen und vom Markt her sich wandelnden Gegebenheiten entsprechend, den Rebberg für die Zukunft zu planen und zu erneuern. Die Herausforderungen sind sehr gross, weil alle Veränderungen im Rebbau viel Zeit beanspruchen, ich spreche von vielen Jahren, bis man qualitatif einen bedeutenden Schritt gegangen ist.

Wie hoch ist der Anteil (in Prozent), den Sie in der Schweiz verkaufen?
Rund 25 Prozent.

Was sollten die Leser unbedingt wissen?
Know-how zu erlangen braucht Jahrzehnte und Genrationen von Berufsleuten. Wenn die Bedingungen zu stark ändern, verliert sich das Wissen um die Pflege von Rebe und Wein.
Reben sollten nicht in’s Tal wandern und ausschliesslich mechanisch gepflegt werden. So geht sonst viel an Subtilität eines Weins verloren und es entstehen stereotype leicht erkennbare Weine von wenig Tiefgang und Genuss. Als Nächstes sterben dann die leidenschaftlichen Kenner aus und es ist vorbei mit dem Fortschritt.
Ohne diese andere Kulturbranche infrage stellen zu wollen, aber es wird für eine Flasche Wein meist viel weniger bezahlt, als für ein Kinobillett.
Wer Wein als genussvolles Kulturgut erhalten will, sollte bereit sein, dafür einen fairen Preis zu bezahlen.


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