2016-09-21

Die 5. Weinschweiz – Roland und Karin Lenz, Chile

Das Bio-Weingut mit dem Ozean dazwischen. Auf dem Weingut in Iselisberg im Thurgau kreieren und verkaufen Roland und Karin Lenz rund 40 verschiedene Weine. Diese stammen aus eigener Bio-Produktion in der Schweiz am Iselisberg im Thurgau oder aus der Region «Bio-Bio» in Chile.

Interview mit Roland Lenz

(Gabriel Tinguely, September 2016)

Was hat Euch bewogen auszuwandern, respektive ein Weingut in Chile zu betreiben?
Als wir 1998 uns mit einem Auslandengagement auseinander setzten, hatten wir die Vision, auf der Südhalbkugel eigene hochwertige Bioweine zu produzieren, die unser Sortiment hier in der Schweiz ergänzen. Vor allem Rotweine, da wir unser Schweizer Weingut vermehrt auf Weisswein umstellen wollten.
Und Chile kannten wir von einer langen Sudamerikareise her sehr gut.

Wie sied Ihr zum Weingut gekommen?
Wir nahmen uns drei Wochen Zeit um geeignetes Land oder Reben zu suchen, in der Region BioBio (BioBio ist das ältestes Weinanbaugebiet Chiles). Auf unser Zeitungsinserat: «Schweizer sucht Landwirtschaftliches Grundstück» meldeten sich mehr als 40 Landeigentümer. Schlussendlich kam ein Grundstück noch in Frage, das alles bot was für den Aufbau eines Weingutes wichtig war: nicht weit von der Panamericana und der nächsten geteerten Strasse weg, genügend Wasserrechte, gute Bodenverhältnisse, nachhaltige Produktion vom Vorgänger (Kräuteranbau), nicht weit von der nächsten Starkstromleitung weg, gutes Grundwasser und ein koorperativer Eigentümer.
Dieses Grundstück mit einer Fläche von knapp 30 Hektar kauften wir ein Jahr später.
 
Gab es Anfangsschwierigkeiten?
Schwierigkeiten gab es mit der komplizierten Bürokratie, mit der chilenischen Arbeitsmentalität, mit einem Waldbrand der unser Grundstück querte und vor allem mit dem schweren Erdbeben vom Februar 2010.
 
Was macht ihr anders als ortsansässige Winzer/Weinmacher?
Als kleiner Biobetrieb der ersten Stunde (in Chile) sowie auch als Agrotourismusbetrieb (wir haben 2003 ein Restaurant mit Gästehaus eröffnet), sind wir mehr auf den Direktverkauf spezialisiert als die normalen chilenischen Grossbetriebe.
 
Welches ist aktuell die grösste Herausforderung?
Momentan sind wir daran den Gastrnomieobetrieb zu renovieren und umzugestalten. Dazu wird unser Sohn nun für acht Monate in Chile arbeiten was uns glücklich macht.
 
Wie hoch ist der Anteil (in Prozent), den Sie in der Schweiz verkaufen?
Von der chilenischen Weinproduktion exportieren wir rund 50 Prozent zu uns aufs Schweizer Weingut.
Einen Viertel verkaufen wir vor Ort und der Rest geht in andere Länder (Japan, USA, Mexiko, Taiwan).
 
Auf unserem Weingut in Iselisberg kaufen 80 Prozent unserer Kunden beide Weinstiel, also Schweizer und chilenischen Wein. Zehn Prozent kaufen nur Wein aus der Schweiz und zehn Prozent entscheiden sich ausschliesslich für Chile.

Ihre Anmerkung zum Schluss?
Unsere chilenischen Weine stehen für Charakterweine, die die wilde Natur und das ursprüngliche was wir dort erleben voll wiederspiegeln…


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