2016-09-21

Die 5. Weinschweiz – Casa Lo Alto, Spanien

Die Finca Casa Lo Alto befindet sich im Hinterland von Valencia in der Weinregion D.O.P. Utiel-Requena: rund 80 Kilometer von der Stadt Valencia entfernt und etwa 20 Kilometer westlich des Hauptortes Requena. Das Gut umfasst eine Grösse von 168 Hektaren, wovon 69 Hektaren mit Reben bepflanzt sind.

Die Häuser der Finca liegen auf einer kleinen Anhöhe auf 650 Meter über Meer an herrlicher Lage mit prächtigem Ausblick auf die fruchtbaren Hügel der Umgebung und auf die Ebene der La Mancha. Das Klima ist vergleichbar mit den Reblagen des nördlichen Napa Valleys in Kalifornien oder der süditalienischen Region Apulien.

2500 Sonnenstunden pro Jahr, Sommertemperaturen zwischen 32 und 36 Grad, kalte Winter sowie weniger als 450mm Regen pro Jahr stellen hohe Anforderungen an die Reben. Vor der Ernte können Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht mehr als 18 Grad Celsius betragen, was sich sehr positiv auf die Aromenbildung der Trauben auswirkt.

Auf der Finca Casa Lo Alto sind generell karge, sehr humusarme und eher kalte Böden anzutreffen. Sie verfügen über eine gute Wasserhaltkapazität. Die rote Erde verweist auf den hohen Gehalt an Eisenoxiden und Hämatit. All diese Eigenschaften des gesunden Bodens tragen zur Fruchtbarkeit der Reben bei. Das leichte Rauschen des abendlichen Windes in den Kronen der umliegenden uralten Pinienbäume ist ebenso angenehm wie das Verweilen in deren Schatten. Der intensive Duft der alten Zypressen und der üppig wachsenden Rosmarinhecken ergänzen das mediterrane Klima in traumhafter Weise.

Auf der Finca trifft man ebenfalls auf unzählige Mandelbäume, die im Februar in ihrer schönsten Pracht erblühen und die Geschmacksinne mit ihrem Duft betören.

Die Finca Casa Lo Alto hat eine lange Tradition und eine bewegte Geschichte
Das 1796 gegründete Weingut wurde 1982/1983 von der Firma C. August Egli AG in Valencia/Zürich gekauft. Dies mit der Absicht, sich als Produzent von Wein in der Region zu profilieren, um Kunden einzuladen sowie Geschäftspartner zu empfangen. Im Jahre 2000 erwarb die Schweizer Haecky Gruppe mit Sitz in Reinach, Baselland die Finca (spanischer Begriff für Landgut). Seither wurden auf der Finca Casa Lo Alto hohe Investitionen vorgenommen. Unter anderem wurde 2006 eine neue Nave (Kellerei) erstellt, welche eine Vinifikation auf hohem Niveau erlaubt.

Auf der Finca Casa Lo Alto wurde ab 2004 Pionierarbeit geleistet: sie war eine der ersten Weingüter in Utiel-Requena, welches Qualitätsweine auf hohem Niveau produzierte. Das kleine und feine spanische Weingut produziert das Beste aus spanischen Trauben mit Schweizer Knowhow.

Die Finca Casa Lo Alto ist zu 100 Prozent im Besitz der Schweizer Haecky Gruppe in Reinach, Kanton Baselland. Das Familienunternehmen ist Importeur und Distributeur von hochwertigen Lebensmittel und edlen Spirituosen und Schaumweinen in der Schweiz.

Die Leitung und Verantwortung der Finca Casa Lo Alto liegt seit 2004 beim Schweizer Oenologen Martin Rüegsegger der Firma Haecky Import AG. Unterstützt wird er vom spanischen Rebmeister und Gutsverwalter der Finca, Cristóbal Ruiz. Cristóbal ist seit über 40 Jahren für das Weingut tätig und geniesst in der Gegend über einen ausgezeichneten Ruf als Winzer. Traditionell sind seit alten Zeiten die Reben im Goblet (spanisch Vaso) erzogen, ganz ohne Stickel oder Drahtrahmen. Seit 2004 sind sukzessive über fünf Hektaren Gobletanlagen und 6,5 Hektaren Neuanlagen in neuzeitlichen Drahtanlagen gestellt worden. Dies erlaubt ein optimales Laubmanagement und ist die Basis zum Qualitätsmanagement. Die Neuanlagen verfügen zudem über ein Bewässerungsssytem. Laufend sind weitere Optimierungen geplant. 2013 ist ein zweiter Brunnen für Bewässerungen von weiteren Parzellen fertiggestellt worden.

Die Projekte stehen im Zeichen der Qualitätsoptimierung
Um den klimatischen Veränderungen Rechnung zu tragen, wird ein gezieltes Laubmanagement durchgeführt und die Rebzeilen entsprechend ausgerichtet. Die Pflanzungen erfolgen in «Blocks» mit verschiedenen Unterlagen und Klonen, um den Lesezeitpunkt gestaffelt und nach Reifegrad zu gestalten.

Im Jahre 2006 konnte eine neue Bodega eröffnet werden. Alle Arbeiten sind auf einer Ebene möglich und laufen unter konditionierten Bedingungen ab. Gebäudekühlung und Tankkühlung während der Vinifikation sind seitdem möglich. Die Anlagen werden laufend optimiert.
Im heutigen Zeitpunkt können wir 65’000 Liter in Barricas von 225 Litern lagern und ausbauen. Jedes Jahr wird ein Teil davon erneuert. Es werden Barricas von drei verschiedenen Küfereien verwendet.

Der Schweizer Oenologe Martin Rüegsegger hat die Finca nachhaltig geprägt. Für ihn gilt: «Erst das Zusammenspiel von Klima, Boden, moderatem Stress der Reben und die begleitenden Massnahmen im Rebberg, die Erfahrung bei der Gärführung sowie die innovativen Prozesse bringen Weine höchster Güte hervor. Dies bildet die Basis meiner Arbeit auf der Finca Casa Lo Alto.»

Casa Lo Alto Reserva D.O.P. Utiel-Requena
Syrah ist die Schlüsselkomponente des Reserva. Als weitere Traubensorte kommt Garnacha hinzu mit einem Anteil von 40 bis 45 Prozent. Cabernet Sauvignon rundet diese Assemblage ab. Der Reserva wird während mindestens zwölf Monaten in Barriques aus französischer Eiche ausgebaut. Die Hälfte der Barriques sind neu.
Dichtes Granatrot mit purpurnen Reflexen; sehr intensive, ausladende Nase nach Röstaromen, Vanille und Pflaumen; sehr füllig und dicht im Gaumen, mit weicher Textur, reifen und weichen Tanninen, sehr gut eingebundener Säure, intensive und komplexe Frucht, Röstaromen, reife Pflaumen und Bitterschokolade, würzig. Auch Noten vom Cabernet Sauvignon, mineralisch, ausgewogen und mit sehr langem, leicht herbem Abgang. Ein von der Intensität und Dichte her beeindruckender Rotwein, der seine spanische Herkunft gut widerspiegelt.
Der Jahrgang 2010 hat ein Reifepotenzial bis 2023.

Casa Lo Alto Bobal Exceptional D.O.P. Utiel-Requena
Der Bobal Exceptional reifte in den besten Lagen unserer Finca. Die Trauben stammen von 45- bis 50-jährigen Rebstöcken, bei einem Hektar-Ertrag von weniger als 2000 Kilo. Die erste Bobal Selektion wurde am 17. September 2012 mit 108 Grad Oechsle und mit zehn Prozent natürlich eingeschrumpften Beeren gelesen. 
Dieser Bobal weist ein dichtes Granatrot mit violetten Reflexen auf. In der Nase präsentiert er sich mit intensiven beerig-floralen Noten. Der Gaumen ist füllig mit reifen, weichen Tanninen. Die Säure ist präsent, aber gut eingebunden.
Ein zwölfmonatiger Ausbau in neuen Barriques aus französischer und amerikanischer Eiche vollenden diesen Bobal Exceptional zu einem charaktervollen Wein voller Eleganz und Fülle.
Der Jahrgang 2012 hat ein Reifepotenzialt bis 2025.

Interview mit Martin Rüegsegger

(Gabriel Tinguely, September 2016)

Wie kamen Sie zum Weingut Casa Lo Alto?
Nachdem ich 12 Jahre Leiter und Oenologe der Domaine Zweifel war, zudem meinen 50igsten feiern durfte, suchte ich nach einer neuen Herausforderung. Im Frühjahr 2004 wurde die Stelle Leiter Produktion Einkauf Wein (inklusive Weingut CASA lo Alto) ausgeschrieben. Ich interessierte mich und erhielt die Stelle. Ab 2006 konnte ich mich vollumfänglich dem Wiederaufbau und Weiterentwicklung des Weingutes widmen.  Heute bin ich mindestens ein halbes Jahr, während der Vegetationszeit, der Lese und der Weinbereitung direkt vor Ort. 69 Hektar Reben, 30 Hektar Mandeln bedingen eine Leitung vor Ort.

Das Weingut gehört der Familie Haecky. Wie frei sind Sie in den Entscheiden?
Das finanzielle Rahmenprogramm sowie die jährlichen Gesamtmengen werden mit der Leitung der Firma geplant und definiert. Die Weine sind in ein Varietäten- und Qualitätsprofil eingebettet, welches ich massgeblich mitbestimmen konnte. Als Leiter und verantwortlicher Oenologe bin ich für die Planungen, Laubmanagement , Mengengerüst und Qualitätsmassnahmen verantwortlich und diesbezüglich als Fachmann frei.

Wie wurden Sie als «Ausländer» dort aufgenommen? 
Sehr gut und freundlich. Klar ist, dass ich die historischen und ethischen Facts in meine Entscheidungen von Anfang an miteinbezog. Wir sind ja Gast in diesem Land.

Wie hoch (in Prozent) ist der Absatz in der Schweiz?
Die grosse Mehrheit der Produktion wird in der Schweiz abgesetzt.

Welches waren die Anfangsschwierigkeiten?
Die ganze Erfahrung aus der Schweiz war eine sehr gute Basis, jedoch musste ich alles auf die Verhältnisse in diesem Weinbaugebiet umdenken.  Gerade für die Vinifikation  musste vieles neu überdenkt werden. Höhere Reifegrade, höhere Alkoholvolumen.

Was machen Sie als Schweizer anders/besser als traditionelle Utiel-Requena-Winzer?
Ich komme aus einer anderen Kultur und bringe diese Erkenntnisse und Erfahrungen mit, dies ist die Basis meiner Arbeit. Sie ist in bestimmten Momenten sicher anders, aber auch hier gibt es Spitzenwinzer und Oenologen. Die Produktion geht aber mehrheitlich noch in Marktkanäle, wo eine tiefe Preisstruktur vorliegt. Dies bestimmt auch die vorgelagerten Arbeiten in den Reben und im Keller.

Was ist aktuell ihre grösste Herausforderung?
Die Veränderungen des Klimawandels sind hier sehr stark spürbar.  Klar frühere Lese und mit den veränderten Vegetationszeiten  erhält auch das Management  Alkohol, die Themen Reife und Überreife eine zentrale Rolle.

Welches sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Lösungen für die Praxis für das Obenerwähnte zu finden respektive weiter zu entwickeln.

Welchen Wein möchten sie in Ihrem Leben noch keltern?
Da gäbe es noch vieles, aber sicher ein Cuvee oder ein Varietäten Wein mit Malbec und /oder Syrah.

Haben Sie Lieblingsweine?
Nein, aber Sorten, welche mich speziell mehr ansprechen.  Malbec, Syrah, Garnacha , Chardonnay, Rheinriesling, Viognier.

Was macht Martin Ruegsegger, wenn er nicht in den Reben oder dem Keller arbeitet?
Primär kommt ja noch die ganze Leitungsarbeit dazu, aber dies ist ja nicht die Frage. Ansonsten in meiner freien Zeit: Mit meiner Frau Reisen, Sport betrieben, Fotografieren, Literatur und ein Glas Wein geniessen.

Weblink: www.haecky.ch

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