2014-07-04

«Mondial du Chasselas 2014» – die Resultate

Das Schloss von Aigle, Sitz des Waadtländer Reb- und Weinmuseums, war am 4. und 5. Juli der Austragungsort von zwei Veranstaltungen rund um die Rebsorte Chasselas. So wurden am Freitag die Resultate des Wettbewerbs «Mondial du Chasselas» bekannt gegeben und entsprechende Preise verliehen. Über 250 Gäste liessen es sich nicht entgehen, die besten Weine aus allen Kategorien sowie einige weitere Preziosen zu verkosten. Am Samstag sind mehr als 1500 Weininteressierte der Einladung zur «Fête du Chasselas» gefolgt. Das waren 15 Prozent mehr Besucher als im vergangenen Jahr.

Für die Ausgabe 2014 des «Mondial du Chasselas» wurden am 13. und 14. Juni 642 Weine verkostet. Anbetrachts der Tatsache, dass nasses Wetter während der Blüte und Hagel die Eerträge stark limitierten, sind vier Muster mehr als im vergangenen Jahr ein neuer Rekord. Wenn auch die meisten Weine aus der Westschweiz kamen, konnten sich die Veranstalter an einer ansehnlichen Teilnahme aus Deutschland, Frankreich, Kanada und den USA erfreuen. Gemäss UOSE-Normen wurden weniger als 30 Prozent der angemeldeten Weine ausgezeichnet.

Frédéric Borloz, Syndic von Aigle und Präsident der Vereinigung zur Förderung des Chasselas, die den «Mondial du Chasselas» organisiert, blickte auf drei Jahre harter Arbeit zurück. «Das Projekt war sehr ambitiös und die Ziele sehr hoch gesteckt», sagte er im Rahmen der Preisverleihung. «Mein Dank gilt allen, die an die Idee geglaubt haben, Claude-Alain Mayor, dem Generalsekretär, allen Mitwirkenden Winzer und Juroren und allen Sponsoren. Sie alle sind von grosser Bedeutung, wenn es darum geht Chasselas auch einem jungen Publikum schmackhaft zu machen.»

Schmackhaft war die kulinarische Reise, die Andy Zaugg vom Restaurant «Zum Alten Stephan» in Solothurn zusammenstellte. Der Ambassadeur der Chasselas-Weine kreierte Häppchen, die er zu besonderen Weinstilen empfahl. Geräucherte Forelle auf sizilischem Salat zu einem frisch-fruchtigen Markgräfler, Blätterteiggebäck zu den Weinen aus der La Côte, gute Salami zu Aigle oder Villeneuve, Parmesan zu reifen Chasselas oder Flusskrebes mit Papaya zu mineralischem St-Saphorin sowie Swiss Prime Tatar an Estragonsauche zu Chasselas aus dem Barrique sind nur einige Beispiele.

Die Wettbewerbsresultate der Weltmeisterschaft der Chasselas-Weine wurden gelüftet. Es ist der Vully Sélection du Domaine 2013 von Jean-Daniel und Franziska Chervet, welcher mit einer Höchstnote von 93.2 Punkten gekürt wurde.  Nach einem deutschen Erfolg im Jahr 2013, kommt der erste Preis in die Schweiz zurück, genauer in den Vully. Dieses unglaubliche Resultat wird von einem exzellenten 11. Rang unterstützt, welcher die Tour blanche von Jean-François, Jocelyne und Lionel Biolley, Cave de la Tour, aus Môtier erreichte.

In Fachkreisen ist es kein Geheimnis mehr, dass der Chasselas vom Vully in den Wettbewerben mithalten kann. Der diesjährige Weltmeister Wein beweist einmal mehr das grosse Potenzial, welche die kleine Appellation in den besten Weinregionen der Schweiz hat. Zur Erinnerung, der Chasselas von Fichillien 2010, der Château de Praz 2011 sowie der Hôtel Richard 2012 haben in den vergangen Jahren Podiumsplätze erreicht und die Assemblage Cuvée de l’Arzille blanc 2011 – gekeltert von Jean-Daniel und Franziska Chervet – hat im 2013 in der Kategorie weisse Assemblagen, den Grossen Preis der Schweizer Weine gewonnen. (Bild: zVg)

Zwei Wettbewerbe ein Ziel
Jedes Jahr messen sich Produzenten von Gutedel und Chasselas an internationalen Wettbewerben. In Badenweiler im deutschen Markgräflerland wird seit 18 Jahren der «Gutedel Cup» ausgetragen. Diesen Frühling hatten sich rund 200 Weine um die begehrten Trophäen in den Kategorien «QbA trocken Markgräflerland», «Kabinett trocken», «Gutedel Edelsüss» sowie der erstmals ausgetragenen Kategorie «Selektion trocken (international)» beworben. Von den 25 Weinen aus der Schweiz platzierten sich  der Aigle Les Murailles von Badoux, der Fendant Grandgousier von Les Fils Maye sowie der Es Cordelières von Vincent Graenicher unter die ersten zehn.

Während beim «Gutedel Cup» deutsche Weine die grossen Gewinner sind, ist es beim «Mondial du Chasselas» in Aigle/VD genau umgekehrt. Von den 642 eingereichten Weinen stammten 595 aus der Schweiz. Dementsprechend hoch ist der Medaillenspiegel für die einheimischen Gewächse. Anlässlich der Preisverleihung des dritten «Mondial du Chaselas» vom vergangenen Freitag im Schloss von Aigle, konnten trotzdem drei deutsche Winzer Jubeln. In der Kategorie «Weine mit mehr als vier Gramm Restzucker» standen das Weingut Wolfgang Löffler und der Winzerkeller Auggener Schäf auf dem Podest. In der Kategorie «spezielle Vinifikationen» holte der Chasslie, ein im Stahltank auf den Feinhefen ausgebauter Wein, der Winzergenossenschaft Britzingen eine Goldmedaille. Drei in Barriques und ebenfalls auf der Hefe ausgebaute Schweizer belegten die ersten drei Ränge: Cuvée E. Obrist No. 1 von Obrist sowie Lettres de Noblesse und Clos du Chillon, beide von Badoux. In der Kategorie «alte Jahrgänge» stand der monumentale Yvorne Grand Cru 2009 vom Château Maison Blanche mit 93 von 100 möglichen Punkten an der Spitze gefolgt von elf weiteren Crus, die 90 und mehr Punkte erzielten.

In der Königsklasse, der Kategorie «trockene Weine mit maximal vier Gramm Restzucker» buhlten 534 Weine um die ersten Ränge. Mit fast einem Punkt Vorsprung siegte der Chasselas Sélection 2013 von Franziska und Jean-Daniel Chervet aus Praz/Vully/FR. Mit 93,2 Punkten war er der höchstbewertete Weine des Wettbewerbs. Auf Rang zwei folgte der Luins Grand Cru von der Domaine Le Petit Cottens, der auch den Spezialpreis für den besten Wein aus einer Grossproduktion von über 15.000 Flaschen einheimste.

Der Preis der Presse – am Morgen der Preisverleihung im Restaurant Le Dézaley in Zürich auserkoren von Journalisten aus der Deutschschweiz – ging an den Epesses Roche d'Or 2013 von Bujard Vins.

 

Mit einem Klick auf den Traubenglobus können Sie die detaillierte Rangliste herunterladen.

Les 99 chasselas à boire avant de mourir
Neben Winzer und Wein sind am diesjährigen «Mondial des Chasselas» auch zwei Autoren für ihr Werk ausgezeichnet worden. «Les 99 Chasseals à boire avant de mourir» – Die 99 Chasselas-Weine, die man verkostet haben sollte, bevor man stirbt – das neue Standardwerk über Chasselas, ist nach dem «Guide des meilleurs vignernos de Suisse» das zweite gemeinsame Werk. Die beiden Bücher in Französischer Sprache sind bei Éditions Favre in Lausanne erschienen.

Jérôme Aké Béda ist Sommelier in der Auberge de l’Onde in St-Saphorin/VD. In der Republik Elfenbeinküste geboren, kam er nach dem Abschluss der Hotelfachschule im Jahr 1990 in die Schweiz, um sich weiterzubilden. In den Jahren 2003 und 2005 wurde er zum besten Sommelier der Romandie gekürt. Jérôme Aké Béda ist Mitglied der Vereinigung Mémoire des vins suisses.

Pierre-Emmanuel Buss ist Journalist und arbeitet als Bundeshausredaktor für die Tageszeitung «Le Temps». Er teilt die Begeisterung für Wein mit Jérôme Aké Béda und verfolgt seit 2010 die aktuelle Entwicklung des Schweizer Weinbaus. Jeweils in der Samstagsausgabe schreibt er eine Kolumnen über Schweizer Wein. Pierre-Emmanuel Buss ist Mitglied der Vereinigung Mémoire des vins suisses.

Zusammen organisierten die beiden Autoren ein Winzertreffen im malerischen St-Saphorin. Hier geht es zur Fotogalerie des Anlasses.


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