2013-12-05

Rebbergboden ist Boden des Jahres 2014

Anlässlich des Weltbodentags vom 5. Dezember 2013 ernennt die Bodenkundliche Gesellschaft der Schweiz (BGS) den Rebbergboden zum Boden des Jahres 2014. Rebbergböden erzählen eine spannende, natürliche und menschlich geprägte Entwicklungsgeschichte und haben einen wichtigen Einfluss auf das Pflanzenwachstum und den Geschmack der Weintrauben. Zudem tragen sie mit ihren Pflanzen zur Schönheit der Landschaft in unserem Land bei. Gleichzeitig sind die Rebbergböden gefährdet, an Vorzugslagen stehen sie unter Siedlungsdruck. Mit dieser Wahl sensibilisiert die BGS die Öffentlichkeit für dieses Thema und hofft, dass möglichst viele Interessierte vermehrten Zugang zu diesen spannenden Böden finden.

In der Schweiz wird pro Quadratmeter Rebbergboden jährlich durchschnittlich eine Flasche Wein produziert. Der Konsum innländischer Weine beträgt zirka 20 Flaschen (15 Liter) pro Person (Altersgruppe 20 bis 65+), es werden pro Person also rund 20 Quadratmeter Rebbergboden benötigt. Welche Menge Schweizer Wein trinken Sie schätzungsweise pro Jahr? Wie viele Quadratmeter Rebbergboden beanspruchen Sie? Senden Sie uns Ihre Antwort: redaktion@weinlandschweiz.ch

Zahlreiche weitere spannende Informationen finden Sie auf dem Flyer, den sie als PDF-Datei herunterladen können. Klicken Sie dazu auf das Logo-Bild.

Rebbergböden und ihre Entwicklung
Rebflächen nehmen mit knapp 0.5 Prozent nur einen kleinen Anteil an der Gesamtfläche der Schweiz ein, dennoch prägen sie das Landschaftsbild in verschiedenen Regionen stark mit und werden als Kulturgut sehr geschätzt. Auf den heute knapp 15‘000 ha Rebfläche werden jährlich Trauben für rund 1‘000‘000 hl Rot- und Weisswein gewonnen. Rebbergböden erzählen eine interessante Geschichte von ihrer natürlichen und menschlich geprägten Entwicklung. Je nach Weinbaugebiet ist das Ausgangsgestein sehr unterschiedlich. Es reicht von Moräne, Kalkstein, Flussablagerungen, Mergel und Sandstein der Molasse bis zu Löss und Gneiss. Je nach Ausgangsgestein und weiteren bodenbildenden Faktoren hat sich der Boden entsprechend entwickelt. Ein prägender Prozess bei Rebbergböden am Hang ist die Erosion, durch welche am gleichen Standort je nach Position am Hang sehr unterschiedliche Böden entstehen können. Viele Rebbergböden sind im Verlaufe der jahrzehntelangen Nutzung vom Menschen tiefgepflügt worden, sodass sie in den obersten 50-80 cm vergleichsweise homogen sind und nicht dem natürlichen Bodenaufbau entsprechen.

Terroir
Der Begriff «Terroir» bezeichnet den faszinierenden Zusammenhang zwischen Rebbergboden und Wein. Er beschreibt den Einfluss der natürlichen lokalen Standortfaktoren Boden, Ausgangsgestein, Hangneigung und Klima auf die Eigenschaften einer Rebsorte und damit den Geschmack des daraus gekelterten Weins. Wichtige Bodeneigenschaften sind hierbei der Ton- und Kalkgehalt, die Verfügbarkeit von Makro- und Mikronährstoffen wie Eisen oder Bor, die Durchlässigkeit für Niederschlagswasser und die pflanzennutzbare Gründigkeit. Dies ist nebst der individuellen Arbeit der Winzer der Grund, wieso Weine aus Trauben gleicher Sorte aber von verschiedenen Standorten sehr unterschiedlich schmecken können.

Rebbergböden unter Druck
Die Rebflächen sind in den letzten 150 Jahren um mehr als 50 Prozent reduziert worden. Die Gründe dafür sind vielfältig. Neben dem Siedlungsdruck und der Aufgabe von klimatisch ungeeigneten Standorten aufgrund des Wandels hin zu Qualitätsproduktion hat auch der grossflächige Krankheits- und Schädlingsbefall der Reben im späten 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts, insbesondere durch den falschen Mehltau und die Reblaus, beigetragen. Durch den Zwang die Reben zu veredeln, Neuanpflanzungen vorzunehmen und die Entwicklung der Eisenbahn, mit der die Güter schnell über grössere Distanzen transportiert werden konnten, haben Kantone wie zum Beispiel Zürich ihre Anbaufläche drastisch reduziert, Kantone mit einem vorteilhafteren Klima wie der Kanton Wallis ihre Rebfläche stark ausgedehnt. Zur Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen wurden früher zum Teil erhebliche Mengen Kupfer eingesetzt. Die heutigen Bewirtschaftungsverfahren kommen noch mit einem Bruchteil davon aus, dazu hat nicht zuletzt auch der ökologische Leistungsnachweis viel beigetragen. In vielen dieser jahrzehntealten Rebbergböden haben die früheren Kupfermengen zu einer Anreicherung geführt, die gesetzlichen Vorsorgewerte für Kupfer werden überschritten. Eine subtile Gefährdung besteht für Rebbergböden in Hanglage durch die Erosion. Feine Bodenpartikel werden durch Wind und Wasser von der Hangkuppe zum Hangfuss oder weiter transportiert und abgelagert, wodurch langsam aber stetig fruchtbarer Boden abgebaut wird. Diesem Prozess wird heute mit der Begrünung der Gassen zwischen den Rebenzeilen sowie der Terrassierung der Rebberge entgegengewirkt.

Quelle: BGS/SSP




Kurzportrait BGS/SSP
Die Bodenkundliche Gesellschaft der Schweiz BGS/SSP setzt sich für die Erforschung und die Erhaltung der Böden als wichtige natürliche Ressource der Schweiz ein. Sie vereinigt rund 400 Wissenschafterinnen und Wissenschafter, Praktiker und Fachleute aus der Verwaltung aus allen Regionen des Landes. Die BGS/SSP ist Mitglied der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften (scnat).

www.soil.ch

Der Weltbodentag
Der Weltbodentag (World Soil Day) ist ein internationaler Aktionstag, der jeweils am 5. Dezember, dem Geburtstag seiner Majestät des Königs von Thailand, begannan wird. Deklariert wurde der Weltbodentag von der Internationalen Bodenkundlichen Union (IUSS) im Rahmen ihres 17. Weltkongresses im August 2002 in Bangkok. Sie tat dies zu Ehren seiner Majestät des Königs von Thailand, der sich der Förderung der Bodenwissenschaften und des Schutzes der Böden verdient gemacht hat.
 Im deutschsprachigen Raum wurde am Weltbodentag 2004 erstmals die Aktion «Boden des Jahres» für 2005 initiiert durch die Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft (DBG) und den Bundesverband Boden (BVB). 2007 schloss sich die Österreichische Bodenkundliche Gesellschaft (ÖBG) dieser Trägerschaft an.


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