Blaufränkisch

Herkunft

Offiziell heißt die Lemberger-Rebe «Blaufränkisch». Die Abstammung ist jedoch unklar. Vermutlich handelt es sich um eine alte österreichische Sorte mit einem Elternteil Heunisch. Beim anderen Teil wird eine Abstammung von einer «Fränkischen» Rebsorte angenommen. Experten halten für den 2. Teil eine Abstammung von einem Blauen Groben oder Grobschwarzen für am wahrscheinlichsten. Andere Quellen nennen auch noch einen Blauen Zierfandler. Nach dem momentanen Stand der Technik kann dies mit DNA-Analysen nicht eindeutig geklärt werden.

Die Lemberger-Rebe hat ihren Ursprung wohl in den Weingärten am unteren Donaulauf. Für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts ist die Existenz der Lemberger für Österreich belegt. Kurz darauf taucht sie auch in Deutschland unter der Bezeichnung Lemberger oder Limberger auf.

Die Herkunftsbezeichnung «Lemberger» führt zu  der Weinbaugemeinde Lemberg in der früheren Untersteiermark, heute Republik Slowenien, von wo aus im Jahre  1877 «Lembergerreben» exportiert wurden.
Ähnlich verhält es sich mit der Namensnennung «Limberger». Im Weinort Limberg bei  Maissau in Niederösterreich, wurden Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts «wurzelechte  Limberger-Blaufränkisch-Reben» zum Verkauf angeboten.

In der «Internationalen Ampelograpischen Kommission» wurde 1875 europaweit der Name Blaufränkisch festgelegt.


Verbreitung

Die Hauptanbaugebiete für Blaufränkisch sind nach wie vor im Donauraum zu finden. Die Anbaufläche in Österreich umfasst 2640 ha (Stand 2007), das entspricht 5,44 Prozent der gesamten Rebfläche und bedeutet den zweiten Rang unter den roten Trauben, nach dem Zweigelt. Davon werden 94 Prozent im Weinbaugebiet Mittelburgenland, am Neusiedlersee, angebaut. Seit 2006 wird dem mit dem sogenannten Mittelburgenland DAC Rechnung getragen. Das kontinentale Klima mit seinen langen trockenen Sommern sorgt für hervorragende Traubenqualität, wobei die tiefgründigen Lehmböden den tiefwurzelnden Rebstöcken ermöglichen, die extrem niederschlagsarme Zeit gut zu überstehen. Dabei wird der österreichische Blaufränkische entweder reinsortig ausgebaut oder gerne mit dem Zweigelt zu einer Cuvée verschnitten. Weitere wichtige österreichische Anbauflächen sind im Weinbaugebiet Carnuntum bei Göttlesbrunn und im Südburgenland am Eisenberg.
Die Ungarn bauen die Rebe als Kékfrankos hauptsächlich im Weinbaugebiet Sopron, am Südufer des Neusiedlersees, am Plattensee (Balaton) und im südlichsten Weinbaugebiet Ungans, in Villány, an. Dort erbringt die Rebe, die auch oft als Gamay noire (nicht identisch mit der französischen Sorte Gamay) oder Nagyburgundi abgefüllt wird, seine national besten Ergebnisse. Der Kékfrankos hat auch weitgehend den Kadarka im Égri bikavér (Erlauer Stierblut) als Trägersorte abgelöst.

Die Anbaufläche in Deutschland hat in den letzten Jahren wieder zugenommen und umfasst derzeit 1664 ha (Stand 2007). Das entspricht 1,6 Prozent der Rebfläche. Diese liegen mit 1545 ha fast ausschließlich im Anbaugebiet Württemberg. Seit dem 1. August 2000 ist die Bezeichnung Blaufränkisch anstelle von Lemberger auch in Franken wieder zugelassen.

In Württemberg ist für denn Lemberger seit Jahren eine allmähliche, aber stetige Zunahme der Rebfläche zu beobachten. Waren in den achtziger Jahren gerade mal vier-, fünfhundert Hektar mit dieser Sorte bestockt, so zählten die Statistiker Mitte der 90er Jahre knapp 1.000 Hektar. Im Jahr 2006 steht der Lemberger bereits auf über 1.650 Hektar Rebfläche. Die Sorte wird nahezu ausschließlich von den Württemberger "Wengertern" angebaut. Die württembergische Spezialität erreicht in guten Lagen Spitzenqualität. Der Württemberger Lemberger galt als Haustrunk des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss, und auch Fürst Bismarck und Napoleon sollen die Sorte geschätzt haben.


Eigenschaften

Die Blaufränkisch-Rebe stellt die gleichen Ansprüche an Boden und Klima wie die Pinot Noir. Nur wenn sie diese Bedingungen vorfindet, gelangt sie zur vollen Reife. Durch den frühen Austrieb ist die Rebe für spätfrostgefährdete Lagen nicht geeignet. Die reich tragende Sorte muss gut in Auge und Händen gehalten werden, damit die Weine nicht Massenweine werden.


Weintyp

Je nach Erntezeitpunkt lassen sich aus den Trauben leichte und fruchtige, aber auch tanninreiche Weine mit einer intensiv roten Farbe ausbauen. In der Nase zeigen sie oftmals ein verhaltenes bis kräftiges Aromabild, das an Brombeeren, Süßkirschen, auch Sauerkirschen, Pflaumen, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Holunder, Banane und Kakao oder an vegetative Noten wie grüne Bohne oder grüner Paprika erinnert. Im Geschmack zeigen sich die Rotweine je nach Ausbauweise fruchtig oder gerbstoffbetont und mit einem lang anhaltenden Nachklang. Eine ausreichende Säurestruktur, Extrakte und Tannine machen den feinherben Blaufränkisch/Lemberger lange haltbar. Mitunter vom Barriqueausbau geprägt, tritt er auch mit südländischem Charme und Wärme auf. Die vielen Vorzüge dieser Traube zeigen sich auch in Verschnitten mit anderen Sorten wie Cabernet Sauvignon, Trollinger oder Pinot Noir, denen sie mit ihrer Fruchtigkeit zu mehr Komplexität verhilft. Ein sortenreiner Blaufränkisch ist ein hervorragender Begleiter zu Wildgerichten, stark mit Kräutern gewürzten Gemüsegerichten und Teigwaren sowie zu pikanten Käsesorten.


Synonyme

Blauer Limberger, Blaufränkisch, Crna Francova (Kroatien), Frankovka (Slowakei, Tschechien), Kékfrankos (Ungarn), Lemberger, Limberger, Gamé (Bulgarien), Franconia (Italien), Burgund Mare (Rumänien)

Namensgebung in Ungarn (Sage):
Die napoleonischen Truppen sind während einer ihrer Feldzüge durch Ungarn gezogen und haben dort auch eine längere Station gemacht. Zu dieser Zeit hat Napoleon seine Truppen mit «roten» Francs bezahlt, wobei die offizielle Währung in Frankreich «blaue» Francs waren. Die Franzosen haben von den ortsansässigen Winzern auch Wein erstanden, wobei ein spezieller Rotwein es den französischen Truppen besonders angetan hatte. Die ungarischen Winzer hatten schnell begriffen, dass dieser spezielle Wein von den Franzosen bevorzugt wird und wussten über die zwei verschiedenen Währungen bescheid. Von da an wurde dieser spezielle Wein nur für «blaue» Francs verkauft (blau = kék, Francs = Frank), da die roten Francs viel wenig Wert waren. Aus der Zusammensetzung der Wörter entstand der Name «Kékfrankos».