Die Farbe eines Getränks beeinflusst die Wahrnehmung seines Geschmacks. Nun haben Psychologen der Universität Mainz herausgefunden, dass auch die Hintergrundbeleuchtung einen wesentlichen Einfluss darauf hat, wie Nahrungs- und Genussmittel schmecken.
Im Fachmagazin «Journal of Sensory Studies» konnten die Mainzer Psychologen in der Untersuchung von 500 Weinverkostern zeigen, dass derselbe Wein bei rotem und blauem Umgebungslicht besser ankommt und auch mehr kosten darf als bei weissem oder grünem Licht.
«Die Anregung für die Studie kam von Ulrich Allendorf und Christine Schönleber, den Besitzern des Weinguts Fritz Allendorf in Oestrich-Winkel (Rheingau/Deutschland). Sie suchten nach einer neuen Beleuchtung ihres Weinladens», sagt Studienleiter Daniel Oberfeld-Twistel.
Um einen Einfluss der Farbe des Umgebungslichts auf die Farbe des Getränks zu verhindern, wurde der Testwein, ein trockener Weißwein (Riesling), in schwarzen Gläsern serviert. In solchen Gläsern ist die Farbe des Getränks nicht zu erkennen.
Das Experiment wurde mit Besuchern des Weinguts Allendorf durchgeführt. Jeder Proband bekam den Wein in nur einer Umgebungsfarbe (blau, rot, weiß oder grün) präsentiert.
Es gab einen statistisch signifikanten Effekt der Lichtfarbe auf die Gesamtbewertung des Weins: bei rotem und blauem Licht gaben die Teilnehmer an, den Wein lieber zu mögen als bei grünem und weißem Licht. So liess rotes Licht den Wein fruchtiger und 1,5 Mal süsser schmecken als bei weissem oder grünem Licht. Zudem erhöhte es die Einschätzung des Kaufpreises pro Flasche um 1.50 Fanken.
«Die Farbe des Umgebungslichts hat also einen Einfluss auf den Geschmack von Wein, selbst wenn die Farbe des Getränks durch das Licht nicht verändert wird», sagt Daniel Oberfeld-Twistel und ergänzt: «Warum wir das Aroma bei unterschiedlicher Beleuchtung anders bewerten, ist höchstens teilweise damit zu erklären, dass bei als angenehm empfundenem Licht auch der Wein angenehmer schmeckt.» Um darüber Aufschluss zu bekommen, seien weitere Experimente nötig.