2020-08-18

Fenaco und FiBL suchen Kupferalternative

Die Fenaco Genossenschaft und das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL gehen eine strategische Partnerschaft ein. Im Fokus der Forschungskooperation stehen in einer ersten Phase die Entwicklung und Umsetzung innovativer Lösungen für einen nachhaltigen Pflanzenschutz. Ziel des ersten gemeinsamen Projekts ist die Markteinführung eines Kupfer-Ersatzprodukts gegen den falschen Mehltau bei Reben und weitere Pflanzenkrankheiten.

Das Kupfer-Ersatzprodukt soll vor allem gegen den Falschen Mehltau bei Reben wirken. (Symbolbild/lid)

Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen, gesunden und umweltschonend produzierten Lebensmitteln steigt – in der Schweiz und weltweit. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die nicht natürlichen Ursprungs sind, wird zunehmend hinterfragt. Die Schweizer Landwirtinnen und Landwirte wollen diesen veränderten Anforderungen gerecht werden und ihre Produktion in Zukunft noch umweltverträglicher gestalten. Damit dies möglich wird, braucht es neue Lösungsansätze. Aus diesem Grund gehen die beiden führenden Branchenakteure FiBL und Fenaco eine strategische Partnerschaft ein. Ziel ist es, gemeinsam marktfähige Lösungen für einen nachhaltigen Pflanzenschutz zu entwickeln. Beide Partner bringen ihr Wissen und ihre Erfahrung in die Projekte ein. Die Fenaco Genossenschaft unterstützt die Forschungskooperation mit einem jährlichen Beitrag von 150’000 Franken.

«Gemeinsam mit dem FiBL wollen wir massgeblich dazu beitragen, die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft noch nachhaltiger zu gestalten.»

Martin Keller, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Fenaco

Strategische Partnerschaft baut auf bisheriger Zusammenarbeit auf
Mehr als 40 Jahre wegweisende Grundlagen- und angewandte Forschung im biologischen Landbau machen das FiBL zu einem weltweit anerkannten Forschungsinstitut für eine nachhaltige Landwirtschaft. Die Fenaco ist in der Schweiz das führende Agrarunternehmen und agiert auf sämtlichen Stufen der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette. Sie ist Bindeglied zwischen den Landwirtinnen und Landwirten und den Konsumentinnen und Konsumenten. Bereits in der Vergangenheit haben die Fenaco und das FiBL erfolgreich zusammengearbeitet. Etwa im Rahmen von «bas résidus», einem Projekt zur Reduktion von Pestizidrückständen auf Äpfeln. «Gemeinsam mit dem FiBL wollen wir massgeblich dazu beitragen, die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft noch nachhaltiger zu gestalten», begründet Martin Keller, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Fenaco, die Zusammenarbeit. «Es freut uns, dass wir nach der ETH Zürich und Agroscope nun auch mit dem FiBL eine strategische Forschungskooperation eingehen.»

Pflanzenschutzlösungen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft
Die Fenaco investiert jedes Jahr mindestens eine Million Franken in die Innovationsförderung. Ein grosser Teil davon fliesst in Projekte rund um den nachhaltigen Pflanzenschutz. Es ist eines von vierzehn Nachhaltigkeitszielen der Fenaco, im alternativen Pflanzenschutz eine führende Rolle einzunehmen. Auch bei der Kooperation mit dem FiBL steht in einer ersten Phase der Bereich Pflanzenschutz im Fokus. Schädlinge, Krankheiten und Unkräuter richten enormen wirtschaftlichen Schaden an, sorgen für starke Ernteschwankungen und verursachen Foodwaste. «Der Pflanzenbau und die Beratung sind wichtige Kernkompetenzen beider Partner», so Knut Schmidtke, Direktor für Forschung, Extension & Innovation beim FiBL. «Wir ergänzen uns ideal. Das FiBL bringt die Expertise aus der Forschung mit, die Fenaco den Bezug zum Markt.» Konkret wollen das FiBL und die Fenaco die Verbreitung nachhaltiger Anbausysteme über zwei Wege beschleunigen:

  1. Im Rahmen von Projekten sollen die Forschungserkenntnisse des FiBL mit den Kompetenzen der Fenaco in Bezug auf die Produktion, die Zulassung und den Vertrieb kombiniert werden. Gemeinsam sollen aus vielversprechenden Prototypen marktfähige Produkte entwickelt werden.
  2. Um die Erträge ihrer Kulturen auf möglichst natürliche Art und Weise zu sichern, müssen Landwirtinnen und Landwirte eine Vielzahl von Massnahmen richtig kombinieren. Dies setzt viel Wissen und Erfahrung voraus. Dank der Partnerschaft können sich das FiBL und die Fenaco noch enger vernetzen. Die Erkenntnisse aus der Forschung können so schnell und breit zu den Landwirtinnen und Landwirten gebracht werden.

Die gemeinsam entwickelten Lösungen richten sich an sämtliche nachhaltigen Anbausysteme. Sie sind für Betriebe im ökologischen Leistungsnachweis genauso gedacht wie für solche der Integrierten Produktion oder solche, die Biolandbau betreiben.



Vertreter von FiBL und Fenaco an der Medienkonferenz am 18. August 2020

Ersatz von Kupfer als erstes gemeinsames Projekt
Kupfer spielt heute in der Landwirtschaft bei der Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten eine grosse Rolle. Der Einsatz von Kupfer steht jedoch in der Kritik, weil sich dieses im Boden ansammelt und negative Auswirkungen auf Mikroorganismen haben kann. Auch im Aktionsplan Pflanzenschutz des Bundesrates wird es als Pflanzenschutzmittel mit besonderem Risikopotenzial identifiziert. Das FiBL betreibt seit 2011 in Zusammenarbeit mit dem Departement Pharmazeutische Biologie der Universität Basel ein Forschungsprogramm zur Entwicklung von Ersatzprodukten. Es wird vom Coop Fonds für Nachhaltigkeit, vom Bundesamt für Landwirtschaft und von EU-Projekte finanziert.

Bei einem Screening von mehr als 3500 Extrakten von Pflanzen und Mikroorganismen identifizierte das Forschungsteam mehrere Extrakte, die als Alternative zu Kupfer in Frage kommen. Für den bezüglich Wirkung und Wirtschaftlichkeit vielversprechendsten Extrakt wurde 2016 ein Patent eingereicht. Um ein Pflanzenschutzmittel auf dieser Basis zur Marktreife zu bringen, sind nun zahlreiche weitere Abklärungen in Bezug auf die Produktion, die Produktzulassung und die Vermarktung notwendig. Diese gehen das FiBL und die Fenaco im Rahmen der neuen Partnerschaft gemeinsam an. Die Markteinführung eines Kupfer-Ersatzprodukts, welches voraussichtlich gegen den falschen Mehltau bei Reben und weitere Pflanzenkrankheiten eingesetzt werden kann, ist frühestens 2025 geplant.

(Quelle: lid/fibl/fenaco)

Weblink: www.fibl.org

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