Der Neuenburger «Non Filtré» ist der erste Wein des Jahrgangs 2015, der in den Verkauf gelangt. Wie es die Tradition will, wird der trübe neue Wein jeweils am dritten Mittwoch und Donnerstag im Januar gebührend gefeiert. Im 2016 ist dies am 20. in Neuchâtel und am 21. in La-Chaux-de-Fonds. Der junge trübe Chasselas überzeugt als Botschafter der Weine Neuenburgs mit seiner Frische und Ausgewogenheit. Weit entfernt von den gewohnten Charaktereigenschaften der Rebsorte, zeigt er fruchtige Aromen oder mineralische Noten - je nach Terroir - und bietet viel exotischen Geschmack.
Martin Porret, Winzer und Önologe in Cortaillod. (Bild: zVg)
Der Jahrgang 2015 bleibt uns in Erinnerung als Jahrgang der Superlative. Die Trockenheit und Hitze in den Monaten Juli und August konzentrierten den Gehalt der Chasselas-Trauben in höchstem Masse. Selten erreicht die weisse Leitsorte eine derartige Reife. 2015 bringt viel Sonne in die Flasche! Reichhaltige, komplexe, sehr saftige und vielversprechende Weine sind das Ergebnis.
In der Nase gibt sich der Neuchâtel Non Filtré reich an sehr reifen Früchten. Die Palette ist dabei so breit wie die Diversität der Böden und Parzellen auf denen die Reben wachsen. Im Gaumen ist es die Fülle, die auffällt und bezirzt, dicht gefolgt von in der Sonne getrockneten Zitrusfrüchten. Besonders feine Feinhefen verleihen dem Wein Süsse, Fülle, Komplexität und eine schöne Länge.
Die ersten Flaschen Non Filtré sind abgefüllt und etikettiert. (Bild: zVg)
Die Neuenburger Spezialität «par excellence»
Es war im Jahr 1975, nach einer sehr kleinen Ernte, als der Winzer Henri-Alexandre Godet Kunden in seinen Keller einlud um ihnen zu zeigen, dass er wirklich keinen Wein mehr hatte und der Weisse im Fass noch trüb war. Der Wein mit den schwebenden Hefeteilchen fand grossen Zuspruch und Godet füllte die ersten paar Flaschen ab. Bereits im folgenden Jahr trafen grössere Bestellungen von Non Filtré bei ihm ein. Heute, 40 Jahre später, produzieren 30 Kellereien Non Filtré.
Die rund 150'000 Flaschen entsprechen zehn Prozent der Chasselas-Produktion und am liebsten trinken ihn die Neuenburger gleich selber. Drei Viertel werden in den Restaurants entlang des Sees ausgeschenkt oder im übrigen Kantonsgebiet verkauft. Zunehmend findet er aber auch in der Romandie und der Deutschschweiz gefallen. «Eine gute Menge exportieren wir nach Zürich und zum ersten Mal verschiffen wir dieses Jahr 3'000 Flaschen nach Japan», sagt Violaine Blétry-de Montmollin. «Der Non Filtré passt sehr gut zu Sushi. Und selbstverständlich werden wir eine Gebrauchsanweisung mitliefern.»
Dass der Neuenburger Non Filtré am dritten Mittwoch im Januar auf den Markt gelang, baisert auf einer Verordnung des Staatsrates vom 30. November 2009. Zu diesem Anlass organisiert das OVPT eine öffentliche Verkostung in Neuenburg, die meist über 1'000 Weinliebhaber anlockt. Zur zweiten Degustation, einen Tag später, pilgern immerhin noch rund 500 Non-Filtré-Fans nach La-Chaux-de-Fonds.