2021-05-06

Tessiner Weissweine 2019/2020

Im Rahmen der «1° anteprima bianchi ticinesi» präsentierten Tessiner Winzer einen Überblick über ihr Schaffen. Dafür verschickte Ticinowine Musterfläschchen. Corona-konform wurden diese am 20. April zu Hause verkostet und online im Fünf-Minuten-Tackt kommentiert. weinlandschweiz.ch hat sich etwas mehr Zeit genommen und etwas tiefer in die Gläser geschaut.

Die Vielfalt der Tessiner Weissweine ist beeindruckend und ihre Bedeutung steigt. Gemäss der Statistik des Bundesamtes für Landwirtschaft hatten Weissweine im Jahr 2020 einen Anteil von 33 Prozent an der Gesamtproduktion. Auf 110,68 Hektaren gedeihen weisse Sorten, was einem Anteil von 9,8 Prozent der Rebfläche von insgesamt 1127 Hektaren entspricht. Das zeigt aber auch, dass weiss gekelterter Merlot mit 23,2 Prozent einen gewichtigen Teil zur Weissweinproduktion beiträgt.

Interessant ist die Beobachtung, dass die einstigen Saigné-Blümchen zu attraktiven Blumen herangewachsen sind. Auch die Tatsache, dass neben den Blanc de Noirs aus Merlot zunehmend weisse Sorten angebaut werden, wirkt sich positiv auf die Weinvielfalt aus. Letztere gefallen sowohl sortenrein wie auch als Assemblage.

Spannende Assemblagen gibt es aus klassischen weissen Sorten wie der «Elsbeth» von Fawino, aus Sauvignon Blanc, Sémillon und Chardonnay, oder der «Malcantone Bianco di Cademario» von Ivo Monti, aus Müller-Thurgau, Chardonnay und Pinot Gris. Die Cuvées «Alma» aus Johanniter und Solaris von der Azienda Agricola Bianchi aus biologischem Rebbau und der «Resilient» aus Johanniter und Muscaris von Valentina Tamborini sind zwei Spitzenassemblagen aus pilzwiderstandsfähigen Rebsorten. Reben, die kaum gespritzt werden müssen, stossen bei Winzern im Tessin auf grosses Interesse. Grossartig präsentierte sich auch der «None» von Bianchi. Er ist ein sortenreiner, trocken vindiziert und in Barriques gereifter Solaris.

Einen Wermutstropfen im Sinne des Wortes gibt es dennoch. Zahlreiche Weissweine, die in Barriques reiften, sind schlicht und einfach «zugeholzt». Das ist bitter. Gewiss, die Weine sind noch jung und wurden eben erst abgefüllt. Auch ist zu erwarten, dass sich die eine oder andere Holznote mit der Flaschenreife einbinden wird. Doch die Erfahrung zeigt, dass sich ein Zuviel an Holz in der Jugend auch im Alter unschön in den Vordergrund drängt.

(Gabriel Tinguely)

In der Weinbibliothek werden nur die 20 zuletzt verkosteten Weine angezeigt. Alle Degustationsnotizen finden Sie unter den entsprechenden Winzern. Jedes der Fläschchen entheilt 3,3 cl Wein. Sicher gab der Inhalt einen Eindruck, wie der Wein ist. Vermutlich werden einige Weine aus der 75-cl-Flasche intensiver duften und besser schmecken.


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